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14.03.2023

WEDNESDAY - STAFFEL 1 (2022)

Über die Besetzung von "Wednesday" kann ich nicht klagen, sowohl die Erwachsenen, als auch die Kinder sind alle überzeugend besetzt. Aber "Addams Family" ist das hier präsentierte nicht, schade. In einem unpassenden Mix aus "Harry Potter", Kinder-Krimi und einem Hauch "Addams Family" wird uns eine Serie für Teenager vorgesetzt, die Erwachsene fast komplett als Zuschauer ausblendet. Damit könnte ich noch leben, wenn die Mentalität der Addams sich in Wednesday wiederspiegeln würde, könnte sie doch ein Vorbild für das Zielpublikum in Sachen Andersartigkeit sein, wichtiger denn je in einer gleichgeschalteten Gesellschaft, die immer nur Vielfältigkeit vorheuchelt. Aber nein, Wednesday ist nicht das Mädchen, das wir in den 90er Jahren per Kinofilme besser kennen lernen durften, nachdem sie in der 60er Jahre Serie zu sehr unterging. Andersartigkeit dient hier lediglich als Rohdiamant der geschliffen werden muss, um am Ende wieder angepasst zu sein. Das ist eine traurige Mentalität, und der Weg dorthin ist derart unangenehm an die Addams angelehnt, dass er sich nie genug von dem Vergleich lösen kann. 

Selbst wenn dies kurzfristig gelingt, bleibt "Wednesday" im ersten Jahr zu infantil und vorhersehbar, wird trotz intensiver Beteiligung von Tim Burton auch nie morbide genug, gerade was den romantischen Aspekt betrifft. Nette Ideen, wie der Skorpion als Haustier, der Kosename kleine Regenwolke, das Elternbild vom eiskalten Händchen und ähnliches, werden überschattet von dämlichen Summsumms, einer Schule in welcher die Art der Addams zum Mainstream unter vielen wird, einem Onkel Fester, der statt Mörder und Leichenfledderer nur noch Bankräuber sein darf, dem im Internet mittlerweile zum Kult erklärten Wednesday-Tanz, der konstruierter kaum ausfallen könnte und vielen anderen unangenehmen Zutaten. Zumindest die Freundschaft mit der fröhlichen Mitbewohnerin hat mir ganz gut gefallen, auch in der Raumaufteilung, ja sogar in der gegenseitigen Annäherung. Warum man bei derartiger Distanz zum Comicvorbild für eine derartige Teenagerserie nicht auf neue Charaktere gesetzt hat, oder auf ein passenderes Franchise, will sich mir nicht erschließen. Zumindest ist Disneys Videothektenfilm "Die Addams Family und die lieben Verwandten" nun nicht mehr das einzig maue Realfilm-Projekt, das aus dem Vorbild gewonnen wurde.  OFDb

22.02.2023

BEETLEJUICE (1988)

Mit Beetlejuice lieferte Tim Burton recht früh etwas ab, das man mittlerweile als geradezu typisch für den Regisseur bezeichnen würde. Sicherlich hätte er ihn später mit Stammdarsteller Johnny Depp besetzt, aber mit Keaton in der ungewohnten Rolle der schrillen Titelfigur schien er ebenfalls zufrieden zu sein, wo er ihn in seinem Folgefilm "Batman" doch den Helden spielen ließ. Und die hier noch recht junge Winona Ryder sollte er sich zwei Jahre später für "Edward mit den Scherenhänden" zurück holen, Jeffrey Jones sogar des öfteren. Hier agieren sie alle inmitten einer spielfreudigen, sympathischen Schar an kleinen und großen Berühmtheiten äußerst gelungen und werden trotzdem nicht gerade knapp mit Spezialeffekten unterstützt, die der Phantasie keine Grenzen zu setzen scheinen. Überfrachtet wirkt das nie, lediglich die extreme Art von Beetlejuice selbst empfand ich persönlich manchmal als zu viel des Guten, aber das mag jeder anders sehen und letztendlich kommt er überraschend selten vor inmitten einer wahrlich erzählenswerten Geschichte. 

Allein der Aspekt nun tot zu sein und spuken zu müssen, um das eigene Heim zu verteidigen, hätte gereicht um einen zufriedenstellenden Plot abzuliefern. In den Händen Burtons ist dies jedoch nur ein Aspekt unter vielen und zudem einer der mit vielen Ideen ausgeschmückt wird. Besonders gut hat mir die Verwirrung der zentralen Geister gefallen und die jenseitsbürokratische Selbstverständlichkeit, mit der jegliche Kenntnis eines Nichteingeweihten geradezu erwartet wird. Jeder der einmal eine Steuererklärung abliefern musste, weiß dass das stark an der Realität angeknüpft ist. Spielereien wie die aufgemalte Tür, Figuren wie die geltungssüchtige Neuzugezogene und ihr mit Jeffrey Jones so wundervoll besetzter Ehemann und Maskeraden wie die schrägen Monstertransformationen, wenn das verstorbene Paar endlich gelernt hat anständig zu spuken, tragen diesen fantasiereichen Film, von dem ich mir manches Mal gewünscht hätte, er würde dem Zuschauer nicht alles erklären, sondern manches selbst entdecken lassen. Aber das ist halt typisch Hollywood, und was soll man bei solch kurzweiligem und einfallsreichem Ergebnis groß über derart Nebensächliches meckern? Ein Jahr später folgte dem Kinofilm eine Zeichentrickserie.  OFDb

28.03.2020

BATMANS RÜCKKEHR (1992)

War der 1989er "Batman" in Sachen Dekoration und Kostüm noch ein wenig bescheiden ausgefallen, zeigt sich die finanzgestärkte Fortsetzung wesentlich pompöser, woraus auch direkt der Auftakt kein Geheimnis macht, wenn er zu bedeutungsschwangerer Musik das Kindheitsschicksal Pinguins thematisiert, in welchem er geradezu theatralisch vom Schicksal gelenkt in sein neues zu Hause abgetrieben wird. Was dem folgt ist ein imposant abgefilmter, meist in Düsternis gehaltener, zu Fleisch gewordener Comic. Die Alternativwelt Gotham City ist zum Augenschmaus geworden, selbst der Alltag wirkt stets ein wenig bizarr und suggeriert uns somit auch in der Normalität eine Comicwelt. Die inmitten dieser agierenden, wunderlichen Gestalten, sind für die Bürger längst zur Normalität geworden. Sollte Joel Schumacher, sich der 60er Jahre "Batman"-Serie nähernd, in seinem zweiten Streich "Batman und Robin" das Herumgekasper der bunten Gesellen zu einer Art niveauloser Travestie verkommen lassen, bietet Burton in seinem zweiten Film der Reihe eine Freakshow der Fetisch-Gesellen, stilvoll genug eingefangen, um sie nicht der Lächerlichkeit preiszugeben, skurril genug dargeboten, um sie als Comicfiguren wahrzunehmen, anstatt lediglich als alternative Gesellschaft.

Catwoman darf die Peitsche schwingen, Batman ihr gegenüber immer ein wenig devot wirken, während der Pinguin der hemmungslose, unterfickte Lüstling ohne Scham und Würde geworden ist. Danny DeVito geht voll auf in dieser klassischen, wie individuellen Schurkenrolle, die keinerlei subtile Graustufen besitzt. Und dass die Geschichte um diese drei Freaks, sowie um Politverbrecher Schreck herum als nicht so banal auffällt, wie sie eigentlich ausgefallen ist, verdanken wir zum einen den Schauwerten, welche Burton seinem Werk immer wieder beschert, in ruhigen wie in lauten Momenten, sowie dem grotesken Touch, in welchem die Hauptfiguren getunkt sind. Sie sind sich ihrer realitätsfernen Art bewusster, als der Normalbürger, der ihr Auftauchen und den Einfluss auf die Sicherheit der Stadt, wenn auch oftmals unter Angst, schlichtweg akzeptiert. Auffällig ist zudem Burtons Verwendung von Farbe und Dunkelheit, setzt er doch die Bedrohung knallbunter Farben und Elemente aus, wohingegen die beschützenden und wohlfühlenden Faktoren des Streifens die Dunkelheit verkörpern. Burton lebt seine Andersartigkeit und seinen Blick auf die Gesellschaft hier kreativ losgelöst schonungslos aus, eher analytisch, ohne sie inhaltlich zum Zentrum der Geschichte zu machen, wie beispielsweise in "Edward mit den Scherenhänden" geschehen.

Mag sich "Batmans Rückkehr" in der maskierten Fetischwelt alternativer Kulturen auch manches Mal ein wenig zu gewollt bizarr anfühlen, Burtons zweiter Schlag der Reihe weiß ebenso wie der Vorgänger zu funktionieren. Die gute Besetzung, die u.a. mit Christopher Walken und einer sehr sexy dargebotenen Michelle Pfeiffer trumpfen kann, sorgt für den Reststolz einer jeden Figur, so dass ihr Auftreten nie zu plump gerät. Und der Budenzauber Burtons um diese herum weiß wahrlich zu beeindrucken. Ob es eine Vielzahl an ferngesteuerten Kampf-Pinguinen im Finale sind, die wesentlich besser ausgefallenen Momente des Batmobils, dunkle Orte, schrille Masken und Kostüme, sich stets dunkel anfühlende, wechselnde Tageszeiten, Pinguins knallbuntes Entengefährt oder seine einfallsreichen Schirme unterschiedlicher Funktionen, dem Auge wird es nie müde der Freakshow beizuwohnen, die kaum noch Kriminalfall ist und in der jeder nur noch mit sich selbst und seiner Filterblase, in der er lebt, beschäftigt zu sein scheint, während die Normalität um sie herum zur Nebensache verkommt. Ob eine derartige Auslegung der lieb gewonnenen Figuren aus den Comics dem Leser dieser zu schmecken weiß, weiß ich nicht, aber das Beibehalten einer Restmystik einer jeglichen Figur sorgt im Zusammenspiel mit dem meist stilsicherem Agieren der Stars dafür, dass sich das alles nie zu würdelos anschaut. Deswegen ist man Burton auch nie wirklich bös, so verspielt wie er mit der ganzen Chose jongliert, und deswegen geht das gewagte Vorhaben, im Gegensatz zu Schumachers zweitem Streich, auch als charmant durch und somit als geglückt.  OFDb

20.03.2020

BATMAN (1989)

Mit Blick von heute mag einem Burtons "Batman" etwas schlicht erscheinen, sind doch z.B. die Bauten im Gesamten keineswegs so wuchtig ausgefallen, wie man es beim Kult-Regisseur erwarten würde. Die simple Terroraktion Jokers per Kosmetika, die Vereinfachung, dass er zudem der Mörder von Waynes Eltern ist, und ganz besonders die plump abgearbeitete Liebesgeschichte, die aufgrund ihrer Sprunghaftigkeit nicht wirklich glaubwürdig herüber kommt, sind Elemente, die man heutzutage komplexer ausgearbeitet erwarten würde. Aber seinerzeit war man einfach froh endlich einmal eine professionelle und ernste Umsetzung des "Batman"-Themas auf der Leinwand erleben zu dürfen, nachdem es ansonsten nur billig heruntergedrehte Serials in den 40er Jahren und die klamaukige TV-Serie aus den 60er Jahren zu entdecken gab, inklusive der Kinoauswertung von Letztgenanntem namens "Batman hält die Welt in Atem". Burton brachte den legendären Helden erstmals ernstzunehmend auf die große Leinwand, und dafür war man ihm dankbar. Eine große Werbewelle ging seinerzeit dem Kinostart voraus, aber ich wage zu behaupten, dass der Film auch ohne dieses Puschen ein Erfolg geworden wäre, eben weil Batman doch einfach zu den interessantesten Figuren des Superhelden-Bereiches gehört.

Mit Jack Nicholson hatte man zudem einen Star mit an Bord, und auch Western-Legende Jack Palance ist in einer kleineren Rolle mit am Start. Michael Keaton erwies sich als gute Wahl in der Rolle Bruce Waynes, setzte er doch gekonnt täuschend seinen naiven Blick ein. Nicholson hingegen wirkt heutzutage, durch so grandiose Interpretationen des Erzfeindes aus "Joker" und "The Dark Knight", etwas zu einfach dargeboten, zumal er in lockerflockig anvisierten Momenten doch etwas arg steif spielt. Mimisch trumpft er jedoch, innerhalb seiner Möglichkeiten in sperriger Maskerade, und allein das Drehbuch beschert ihm bereits wundervolle Szenen und Monologe. Einzelne Gebäude geben einen ersten Einblick in später in anderen Werken professioneller eingefangene Bilder Gotham Citys, das Batmobil und der Flieger des selbsternannten Gesetzeshüter wissen zu wirken, werden aber geradezu selbstverständlich eingesetzt. Das ist einer der Gründe, warum "Batman" trotz erwachsenem Grundton immer eine Spur zu naiv daher kommt, ebenso wenn man den Helden abseits von Actionszenen im Kostüm agieren sieht. Diesbezüglich tat es gut, dass Burton dem Ganzen in der Fortsetzung "Batmans Rückkehr" einen Mythos durch einen psychologisch interessanten Fetisch bescherte, um den Helden ernsthafter und glaubwürdiger verkleidet erscheinen zu lassen.

Dennoch ist das alles Jammern auf hohem Niveau. Burtons erster Beitrag zur Filmreihe ist stimmig und kurzweilig erzählt, in wundervoll düsteren Bildern gehalten und bot damals somit endlich das, was auf der Leinwand längst fällig war. Mag das Drehbuch auch keine besonderen Kniffe beinhalten, allein das Servieren der Basis dessen, was mit dem Stoff möglich ist, weiß zu gefallen. Und besonders gut hat mir persönlich die Sichtweise zu Beginn des Streifens gefallen, die uns Batman noch nicht offiziell als den Helden präsentiert, sondern als in der Gesellschaft unbestätigten Mythos, den man ab und an aus der Distanz als wahrhaftig erleben darf, so dass es lange Zeit dauert, bis wir Batman aus Heldensicht und Bruce Wayne persönlich kennen lernen. Dafür dass mit diesem ersten Teil die sonst mittlerweile übliche Entstehungsgeschichte übersprungen wird, ist dies eine hervorragende Alternative, um einen mystischen Einstieg ins Geschehen entstehen zu lassen. Auch heute noch ist "Batman" eine sehenswerte Comicverfilmung, allein schon weil er erste Schritte vorbereitete, an denen andere Werke kreativ ausgereifter anknüpfen konnten. Dies gelingt Burton hauptsächlich durch den von Miller in den Comics kreierten düsteren Stil, was ihn glücklicher Weise nicht davon abhielt der Figur des Joker trotzdem schwarzhumorige und teilweise flapsige Momente zu bescheren.  OFDb

05.09.2015

ABRAHAM LINCOLN - VAMPIRJÄGER (2012)

Vielleicht ist es nicht gut, dass der Name des Produzenten Tim Burton bei der Bewerbung des Streifens so in den Vordergrund rückte, hält man doch eine recht hohe Erwartungshaltung an diesen Zauberer der Leinwand im allgemeinen, und ist „Abraham Lincoln - Vampirjäger“ doch nur lediglich Mainstream, wie so viele Großproduktionen. Dabei kann man eigentlich seinen Spaß mit diesem schlichten Stück Film haben, welches vom Russen Timur Bekmambetov umgesetzt wurde, der bereits Erfolge mit „Wächter der Nacht“ und „Wächter des Tages“ feiern durfte, die ich beide noch nicht gesehen habe.

Mit „Wanted“ gab der gute Mann 2008 seinen Einstand als Regisseur in Amerika, und nun folgt ein patriotischer Film, was schon immer ein Erfolgsrezept für ausländische Regsseure war, die in Amerika Fuß fassen wollten. Ob es Roland Emmerich oder Wolfgang Petersen waren, sie alle erschlichen sich das Herz des Publikums mittels des plumpen Weges am hohen Patriotismus des Volkes anzuknüpfen, und der Erfolg gab ihnen recht. Im direkten Vergleich badet „Abraham Lincoln - Vampirjäger“ nicht komplett in der emotionalen Verbundenheit mit besagter Nation, da hätte das Ergebnis diesbezüglich mit einem wichtigen Präsidenten aus Amerikas Vergangenheit im Zentrum wesentlich unangenehmer ausfallen können. Stattdessen erleben wir viel mehr eine Verspieltheit mit den Ereignissen von einst, zusammengemischt mit einer Parallelwelt in welcher Vampire existieren.

Dass diese sinnbildlich als Sklavenhalter für die Unterdrücker der Schwarzen stehen, ist nicht zu übersehen, wird dem Zuschauer also ähnlich direkt auf die Nase gedrückt wie die Kapitalismus-Kritik in Carpenters „Sie leben!“, aber so funktioniert Mainstream nun einmal. Die Vorgeschichte ist schnell erzählt, alles so umgesetzt dass es leicht verständlich ist und angereichert in einer imposanten Umsetzung, für die Hollywood-Produzenten gutes Geld haben springen lassen. Und wer sich nicht an CGI-Blut oder einer zu schlichten Handlungsabfolge abschrecken lässt, der kann Spaß mit dem Film haben, ist er doch in jeder Rolle toll besetzt, mit einer herrlichen Optik versehen bei der man manches Mal CGI schon nicht mehr von realen Kulissen unterscheiden kann, und er hält ein Tempo, bei dem einem einfach nicht langweilig wird.

Wie viel Sinn da was macht in Bezug auf die reellen Ereignisse von einst steht nicht zur Debatte, haben wir es doch mit einer Parallelwelt zu tun, die sich wie ein Grimm-Märchen anfühlt, ein Feeling das dem mauen „Hänsel und Gretel - Hexenjäger“ komplett fehlte. „Abraham Lincoln: Vampire Hunter“ (Originaltitel) soll einfach nur Spaß machen, setzt auf keine großen Ansprüche eines qualitativem Bereichs, weiß mit seinen Schauwerten den fehlenden Tiefgang aber gekonnt zu ersetzen. Damit gelingt Bekmambetov etwas, das nur den wenigsten Blockbustern mit flacher Story gelingt. Ohnehin darf man dieses Talent dem Regisseur hoch anrechnen, denn dieses Ergebnis gelingt ihm mit dem völligen Verzicht von Humor, ein Element das man eigentlich als eine Art Notanker für Produktionen dieser Art bezeichnen darf.

Also, wie schon von mir zu „World War Z“ berichtet, kann Mainstream-Horror flott umgesetzt durchaus Spaß machen, sofern man sich von Anfang an bewusst macht, dass der Film auch zu dieser Art Großproduktion gehört. „Abraham Lincoln - Vampirkiller“ ist kein seelenloser „Van Helsing“ geworden, oder ein „Underworld“, der viel mehr Fantasy als Horror ist. Bekmambetovs Werk ist ein simpler kleiner Vampirfilm verkleidet als großes Blockbusterereignis. Und wer auf die Verkleidung nicht herein fällt und des öfteren im Genre Horror zu Hause ist, der wird auch sicherlich angenehm unterhalten werden.  OFDb

23.07.2013

CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK (2005)

Seit 15 Jahren hat niemand Wonkas Schokoladendfabrik betreten, doch nun dürfen 5 Kinder in Begleitung mit je einem Erwachsenen an einer Tour teilnehmen, jene Auserwählte die auf eines der fünf goldenen Tickets gestoßen sind, welche auf der ganzen Welt verteilt in fünf Tafeln Wonka-Schokolade versteckt waren. Auch der in ärmlichen Verhältnissen hausende Charlie darf an der Führung teilnehmen und staunt nicht schlecht was ihn da drinnen all Wunderliches erwartet...
 
Was ist denn bloß mit Willi los?...
 
Dank der Serie „Die Simpsons“ und im speziellen dank Milhouse‘s Vater wissen wir auf welch fantastische Art Kekse und Cracker in einer Fabrik entstehen. Regisseur Tim Burton entführte uns 2005 in die Welt der Schokoladenfabrik Willy Wonkas, basierend auf einem Kinderbuch der 60er Jahre, welches bereits in den 70er Jahren verfilmt wurde, damals noch kindgerecht und als Musical verpackt. Burtons Film kann sicherlich auch von Kindern geguckt werden, sein Publikum ist in erster Linie jedoch der erwachsene Zuschauer, so morbide wie Burtons Stil in all dem bunten Treiben hervorsticht.

Mag sein, dass bereits das Buch diesen Stil besitzt und sich damit speziell für Burton anbot. Ich weiß es nicht. Möglich wäre es jedoch, denn der Kult-Regisseur verlässt in der kompletten Laufzeit nie die typische Art und Weise wie ein Kinderbuch erzählt ist, vergleichbar z.B. mit „Horton hört ein Hu“. Figuren werden in größter Klischee-Übertreibung präsentiert, die Fabrik ist ein kunterbunter Spielplatz, auch wenn in ihr allerhand Gefahren lauern, und Wonka selbst, perfekt verkörpert von Johnny Depp, ist ein Sonderling mit kindlichem Gemüt, eine Art Kind im Mann a la Michael Jackson, das, seit es fern von zu Hause ist, keine Erziehung mehr genoss und scheinbar auch keine eigene Entwicklung Richtung Erwachsen werden hinter sich zu haben scheint.

Depp spielt mit sichtlichem Spaß an der Freude, verkörpert er Wonka doch mit all den Eigenschaften eines Kindes, den positiven wie den egoistischen Seiten, jedoch ohne je Würde zu verlieren und herumzualbern. Wonka wirkt optisch ebenso künstlich wie die wundersame Welt die er in der Fabrik erschaffen hat. Und nicht erst dort herrschen die typischen Gesetzmäßigkeiten, die nur für Kinderbücher und Kinderfilme gelten. Es ist wichtig, dass der Film bereits zuvor auf den Spuren der Vorlage wandert, ansonsten würde man als Zuschauer einen erheblichen Bruch erleben, bei all den Gefahren die in der Fabrik lauern und der Art und Weise wie mit den Folgen dieser Gefahren umgegangen wird. Nah an kindlicher Gesellschaftskritik orientiert ist dieses Medium in diesem Stil kein Ort für Themen wie Verklagen und anderweitige erwachsene Aspekte. Burton orientiert sich an das Kind im Manne, zwar auf recht erwachsene Art, aber eben nicht auf Kosten des Buches.

Thematisch geht es viel mehr um die Wichtigkeiten im Leben, jene die auch gerne auf Kitsch-Art in Disney-Filmen thematisiert werden. Familie ist das wichtigste im Leben, aber eben auch der richtige Einfluss dieser. Und so führt die Geschichte allerhand Produkte unrichtiger Erziehung vor, jene die in einem Disney-Werk und in den von ihnen beeinflussten anderweitigen amerikanischen Familienfilmen, aufgrund politischer Korrektheit gerne schön geredet werden. Durfte der Fettsack in Spielbergs „Hook“ (kein Disney, ich weiß) am Ende neuer Peter Pan werden, zeigt Burton auf groteske Art was wirklich der Hintergrund einer solch verantwortungslosen Verfettung ist. Auch die typische „Du kannst alles erreichen wenn Du nur willst“-Art, die der Disney-Konzern in seinen familientauglichen Werken immer wieder gerne propagiert, wird kritisch mittels einer der kindlichen Wettbewerbs-Gewinner hinterfragt und erlebt folgerichtig eine deftige Abrechnung.

Die restlichen Kritikpunkte, das Verwöhnen und der falsche Umgang mit für Kinder fragwürdigen Medien, haben mit der anzuprangernden Disney-Sicht nichts mehr zu tun, sind aber ebensolche wichtigen Beispiele wie Erziehung falsch laufen könnte. „Charlie und die Schokoladenfabrik“ zeigt deutlich warum es richtig war, dass Disney sich damals nach „Frankenweenie“ von Burton trennen musste. Ihre Mentalität passte einfach nicht zusammen. Ich habe noch keines der Spielfilm-Werke gesehen, seit beide Parteien wieder zusammen gefunden haben, aber es verwundert mich nicht, dass Burton-Fans scheinbar mit neueren Filmen nicht warm werden, in welchen der Regisseur wieder für den Micky Maus-Konzern tätig wurde.

„Charlie und die Schokoladenfabrik“ ist jedoch noch Burton pur, ein Fest für die Augen, eine Massage für das kindliche Gemüt mit Vorliebe fürs Morbide und exzellent besetzt. Neben der großartigen Darstellung Johnny Depps glänzt in erster Linie David Kelly als Charlies Großvater, jener Mann der mein Cineastenherz mit seiner Rolle in „Lang lebe Ned Devine!“ vor Jahren erobert hat und der leider 2012 von uns ging. Seine Spielfreude ist auch in diesem wundervollen Film spürbar, auch wenn er zunächst lange Zeit nur im Bett liegen darf. In einer kleinen Nebenrolle ist die Anwesenheit Christopher Lees noch erwähnenswert, der zum wichtigsten Faktor wird, wenn der Frage nachgegangen wird, warum ein kindliches Gemüt und Ideenreichtum trotzdem nicht automatisch zu Glückseligkeit führen.

Es wäre jedoch ungerecht einen gewissen Schauspieler nicht zu erwähnen, und das ist nicht die Hauptrolle des jungen Charlie wie man meinen könnte, so oft wie Kinder im Vorspann trotz hervorragender Leistungen hinter den großen Namen anstehen müssen. Freddie Highmore spielt Charlie ordentlich, aber nicht auf erwähnenswerte Art. Nein, mein Blick geht eher Richtung Deep Roy, der dank modernster Computertechnik jeden einzelnen Oompa Loompa verkörpern durfte, der für Wonka in der Fabrik arbeitet. Inmitten all der schrillen und schrägen Figuren darf er die exotischsten verkörpern. Und wer den Film gesehen hat, wird sich nicht wundern dass es in den 60er Jahren gerade die Figuren der Oompa Loompas waren, die Autor Roald Dahl erheblichen Arger mit der Kritik einbrachten, so nah wie sie an einer Art bereitwilligen Sklaventum angesiedelt sind, stets erpicht auf Arbeit und mit minimalem Lohn zufrieden.

Aber ein solcher Kritikpunkt ist viel zu sehr in der Erwachsenenwelt zu Hause und widerspricht der kindlichen Vorstellung in welcher diese Figuren angesiedelt sind. Dennoch ist es verständlich dass dieses Thema gerade zur Veröffentlichungszeit ein recht brisantes war. Ebenso wie in der Zweitauflage des Buches und denen die dieser folgen sollten, ist die Darstellung der Oompa Loompas in Burtons Film weit entfernt von einem afrikanischen Stil. Die Arbeiter werden zu reinen Fantasiewesen aus einem nicht existenten Land, und Burton nutzt ihre Anwesenheit für den einzigen Verweis auf die Erstverfilmung: mit jedem bestraften Kind fangen die Oompa Loompas an zu singen. „Charlie und die Schokoladenfabrik“ wird damit nie wie die namensgleiche erste Verfilmung zum Musical, aber die Verwandtschaft zu den singenden Munchkins aus „Das zauberhafte Land“ ist in diesen Sequenzen nicht zu übersehen.

Man merkt mit wie viel Freude und Herzblut die Beteiligten am Werk waren. Computeranimationen dienen trotz der großen Bilderschau nie zum Selbstzweck eines „Hinter dem Horizont“ oder „Harry Potter“, und nur selten bekommt man das Gefühl, dass das Treiben in der Fabrik sich zu sehr dem jungen Publikum anbiedert. Meist hat Burton den Stoff im Griff, und nachträglich ist man dankbar dafür, dass kein anderer auf dem Regiestuhl Platz nehmen durfte. Wer zu viel Realitätsnähe erwartet ist im falschen Film. „Charlie und die Schokoladenfabrik“ ist großes Fantasy-Popkornkino mit Köpfchen, eng am Stile eines Kinderbuches orientiert und doch mit Hauptaugenmerk auf das erwachsene Publikum umgesetzt. Welch wundervoller Mix!  OFDb

07.07.2013

FRANKENWEENIE (1984)

Der junge Victor reanimiert seinen über alles geliebten Hund nachdem dieser von einem Auto getötet wurde. Bei der biederen Nachbarschaft stößt der harmlose Zombie-Kläffer nicht gerade auf Gegenliebe...
 
Reanimationsfilm, der mittlerweile selbst reanimiert wurde...
 
Zur Zeit ist Tim Burtons Animationsfilm „Frankenweenie“ ein gut gekaufter und gern gesehener Film, was er bei seinem positiven Ergebnis auch zurecht ist. Basieren tut dieser Streifen jedoch auf ein Frühwerk des heutigen Meisters des Morbiden, und dieses war nach vielen Jahren Kurzfilmarbeit Burtons letzter, bevor er sich auf Langfilme konzentrierte. Im Kino und auf DVD konnte manch einer in Kombination mit „Nightmare Before Christmas“ einen Blick auf diese Fingerübung werfen, die mit 30 Minuten immerhin eine recht ordentliche Laufzeit für einen Kurzfilm beschert bekommen hat.

Dass „Frankenweenie“ 2012 ein Herzensprojekt war, sieht man mit Blick auf die 1984 gedrehte Erstverfilmung erst recht, übernahm Burton doch viele visuelle Einfälle des Originals, meist liebevolle Klischees aus Gruselfilmen und manch makaberen Gag. So kommt z.B. der Good Bye Kitty-Gag bereits im hier besprochenen Film vor, inklusive eines augenzwinkernden Hello Kitty-Posters an anderer Stelle des Streifens, wenn das Zimmer eines Görs aus der biederen Nachbarschaft gezeigt wird.

Bis hin zum Finale gibt „Frankenweenie“ „Frankenweenie“ die Ideen vor, und doch ist er völlig anders erzählt und eher eine Vorbereitung auf „Edward mit den Scherenhänden“, in dem es ebenfalls um ein liebevolles Monster geht, das in spießigen Kleinstadtaugen vom Biedertum gejagt und verfolgt wird. Was Burton dort perfektionierte, ist hier noch recht holprig umgesetzt. Schließlich musste er mit knappen Mitteln innerhalb seiner Möglichkeiten arbeiten. Dennoch kommt an was der gute Mann mitteilen möchte,

Leider ist „Frankenweenie“ so gar nicht geglückt. Während Burton scheinbar so gut wie freie Hand bei den Disney Studios zur Fertigstellung des Animationsfilmes genoss, darf man mit Sichten des Kurzfilmes erleben, was man sich ungefähr vorzustellen hat, wenn Burtons morbider, charmanter Stil auf die kunterbunte und biedere Kitschwelt Disneys stößt, jene Welt, die außerhalb des Animationsfilm-Sektors jegliche Kreativität verschlingt, Emotionen kitschgerecht ertränkt und nebenbei Erziehung am Zuschauer frönt, egal ob dieser nun jung oder alt ist.

Verglichen mit anderen Frühwerken von Burton ist vom eigentlichen Mut des Regisseurs und die Position sich für die Andersartigen einzusetzen nicht mehr viel übrig geblieben. Schaffte der Kurzfilm „Vincent“ z.B. die Gradwanderung zwischen brav und morbide (trotz Arbeitgeber Disney), eben weil er charmant verschroben daher kam, so biedert sich „Frankenweenie“ dem Kitsch-Stammpublikum Disneys zu sehr an, quasi genau jenes, das mit den Figuren der biederen Nachbarschaft kritisiert werden soll.

Dass eine solch widersprüchliche Rezeptur nur nach hinten losgehen kann ist offensichtlich, und das macht die Rückkehr des Zombie-Hundes 2012 um so angenehmer und legitimer. Die Disney Studios sahen dies seinerzeit anders. Denen war Burtons Hommage an „Frankenstein“ und „Frankensteins Braut“ für Kinder noch immer zu düster, so dass er seinerzeit nicht im Kino ausgestrahlt wurde. Der fertige Film kostete Burton gar seinen Arbeitsplatz bei besagtem Großkonzern.

Während der Kläffer im Original nicht wirklich zu wirken weiß, weder optisch als Zombie, noch mitfühlend als Hund, ist immerhin die menschliche Besetzung recht geglückt. Der kleine Junge in der Hauptrolle des Victor schlägt sich tapfer, so dass er ein Jahr später die Hauptrolle in „D.A.R.Y.L. - Der Außergewöhnliche“ spielen durfte. Shelley Duvall agiert nicht viel anders als in „Shining“, und Daniel Stern spielt anständig, lässt in der Rolle des braven Spießers aber noch nichts von seinem wahren Können aufblitzen, an dem man sich in „Wild Boys“, „Kevin - Allein zu Haus“ und „Very Bad Things“ später so wunderbar ergötzen konnte.

Auch mancher Gag weiß zu stimmen, ebenso wie manch optischer Einfall. Hin und wieder weht ein kurzer Hauch Burton, bevor die Disney-Handschrift wieder dominiert. Doch sind die positiven Momente des Streifens auch genau jene, die für die Neuverfilmung später wieder eingefangen wurden, so dass selbst die nicht zum Einschalten des Kurzfilmes verleiten. „Frankenweenie“ eignet sich einzig zum Vergleich mit „Frankenweenie“, eben weil hier wie dort Burton an Bord ist und die Disney Studios die Geldgeber waren. Es ist angenehm beobachten zu dürfen, wie sich das Machtverhältnis ändert, wenn man im Film-Business erst einmal was zu sagen hat. Zwischen beiden Filmen liegen Welten, und der jeweils völlig unterschiedlich ausgefallene Unterhaltungswert macht dies mehr als deutlich.

Cineasten können einen neugierigen Blick riskieren. Aber positiv unterhalten wird hier nur jenes Publikum, das selbst nach den 70er Jahren noch immer Spaß mit Spielfilmen aus dem Hause Disney hatte. „Frankenweenie“ ist bunt, bieder, kitschig und verklemmt, erklärt aber immerhin warum das unpassende Autobatterie-Wiederbelebungs-Szenario in der Neuverfilmung enthalten ist. Sie kommt bereits im Original vor. Hier passte sie auch rein, in die sympathische Monsterwelt des Stop Motion-Filmes jedoch nicht. Wohl das einzige, das Burton besser nicht übernommen hätte!  OFDb
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