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03.02.2019

HANUMAN VS. 7 ULTRAMAN (1974)

Schnell wird deutlich, dass "Hanuman vs. 7 Ultraman" ein Spaß für Kinder ist, denen es nach actionhaltiger Unterhaltung dürstet. Ob der Streifen dreier Regisseure auch als Kinderfilm gemeint ist, weiß ich nicht, ist mir dafür doch die thailändische Kultur zu unbekannt, und allein die ist schon einen Blick wert, so anders wie dieser verstrahlte Film dadurch ausgefallen ist. Es sind Elemente indischem Kinos zu erkennen, z.B. dann wenn sehr ausgedehnt und den Geduldsfaden des Zuschauers ausreizend getanzt wird, wohingegen auf den dort üblichen Gesang und die dort alltägliche Überlänge hier wiederum verzichtet wurde. Ebenfalls beigemischt werden fantastische Elemente, die an deutsche Erzählungen wie "Peterchens Mondfahrt" erinnern, was in Thailand entweder einen traditionellen oder einen religiösen Hintergrund zu haben scheint. Auf jeden Fall fliegt Hanuman gelegentlich zur Sonne, um mit ihr ein Gespräch über ihr menschenschädigendes Handeln zu führen, und das erinnert gerade in der Art der Umsetzung sehr stark an den Inhalt und die erste Verfilmung besagter Abenteuer von Peter und Anneliese. Selbstverständlich finden sich bei der hier angegangenen weiteren Thematik auch viele Elemente japanischer Filme, ist doch Ultraman spätestens seit der 60er Jahre im cineastischen Rahmen dort vorzufinden, ebenso wie die an "Godzilla" erinnernden Monstren, die aber erst nach etwa 50 Minuten Laufzeit im 104 Minuten laufenden Film auftauchen.

Erstaunlicher Weise sieht man "Hanuman and the 7 Ultramen" (wesentlich sinnvollerer Alternativtitel) diese Laufzeit überhaupt nicht an, ist er doch, von den eingangs kritisierten Tanzszenen einmal abgesehen, unglaublich kurzweilig anzuschauen, vorausgesetzt man kann mit seiner verstrahlten Art etwas anfangen, die selbst abgedrehte Werke wie "Invasion aus dem Innern der Erde" harmlos erscheinen lassen. Ich habe mich köstlich unterhalten gefühlt, immer damit rechnend dass eine Monotonie dieser angenehmen Erscheinung irgendwann den Garaus machen würde, aber das ist nie geschehen. Die extreme Naivität, der ungewohnte Grundton, die herrlich schlechten Schauwerte, all diese Elemente aus missglücktem Handeln und kindlich scheinendem Engagement verleihen "Urutora 6-kyodai tai kaijû gundan" (Originaltitel) eine Sympathie, die ihn kurzweiliger werden lassen, als man theoretisch gesehen bei dieser Herangehensweise annehmen sollte. Erheiternd kommt bei der von mir bei Black Lava ergatterten DVD-Veröffentlichung hinzu, dass sich der Untertitel höchst schlecht übersetzt liest, so dass entweder ein gutes Übersetzungsprogramm oder ein untalentierter menschlicher Übersetzer für den an Lachern nicht armen Untertitel verantwortlich ist. Was man diesbezüglich zu erwarten hat zeigt auch das Rückcover besagter DVD-Veröffentlichung von Zeno Pictures beim Durchlesen der deutschen Inhaltsangabe.

Wirklich nötig gehabt, hätte "The 6 Ultra Brothers vs. the Monster Army" (Alternativtitel) dieses Humordoping nicht, ist er doch wie erwähnt äußerst kurzweilig ausgefallen und amüsiert nicht nur aufgrund unfreiwilliger Komik, immerhin ist der Streifen an vielen Stellen auch freiwillig komisch gemeint. Dies zeigt das Einbringen eines Komiker-Duos, welches sich wahrscheinlich für die thailändische Version von Lauren und Hardy hielt, in ihrem infantilen Getue, welches auch nicht Halt vor schlagenden Purzelbäumen macht, jedoch eher an den Trivialstklamauk der flotten Teens-Fortsetzungen erinnert und an Clownakrobatik aus dem Zirkus. Wie man heraus liest wird selbst die freiwillige Komik mit europäischen Augen von heute zur unfreiwilligen, und das ist gar nicht schlimm. Immerhin macht sie einen charmanten Streifen kurzweilig und ist nicht zum Spott gedacht. Denn allein die zur zweiten Filmhälfte auftauchenden Monster sind in ihrer unterschiedlichen Art liebevoll gestaltet, und manch gewagte Idee am Rande macht auch die reichhaltige Fantasie der Verantwortlichen des Streifens deutlich. Hervorhebenswert wäre diesbezüglich das Töten eines der Monster, indem ihm nach und nach die Haut abgezogen wird, bis wir von der einstigen Gummikreatur nur noch das Skelett sichten, bis dieses schließlich in sich zusammenfällt. Ich bezweifle einmal, dass es derartiges in einer der etlichen "Godzilla"-Fortsetzungen und -Nachahmer je zu sichten gab.

Auch der Einfallsreichtum mit finanziell nicht gegebenen Mitteln möglichst visuell das einfangen zu wollen, was einem vorschwebte, zeigt das Engagement eines Teams, welches gegen Windmühlen kämpft und durch diese verzweifelten Versuche lobenswert zu erwähnen ist. Freilich belächelt man jeden dieser optischen Versuche, so trivial wie sie mit verwöhnten Augen von damals und heute in Erscheinung treten, aber nicht ohne Wohlwollen den Tricktechnikern gegenüber, die zumindest bei solch magerer Finanzierung versucht haben Szenen umzusetzen, die bei dem geringen Budget eigentlich nicht möglich waren. Freilich präsentieren auch diese völlig dämliche Ideen, z.B. wenn sie Hanuman nicht klassisch liegend positioniert fliegen lassen, sondern im Stehen, was unglaublich dämlich aussieht. Aber das Herz schlägt bei den Verantwortlichen des Streifens am rechten Fleck, und wenn es kompatibel mit dem Herzen des Zuschauers ist, kommen beide zusammen. Freilich wird das Zielpublikum sehr gering sein (das wird es auch damals schon), immerhin können nur wenige Menschen mit solch verstrahlten Stoffen etwas anfangen, und Anhänger von Monsterfilmen werden meist professioneller und ohne solch langes Hinhalten wie hier bedient. Viele werden "Hanuman vs. 7 Ultraman" ohnehin nur respektlos als Lachnummer abstempeln, was der Streifen gewissermaßen aufgrund seiner dominanten und häufig auftretenden Unzulänglichkeiten auch zu verdienen scheint. Aber das ist nur eine Seite der Medaille wie ich finde.

Allerdings ist es jene Seite der Medaille, die den hohen Unterhaltungswert des Streifens ausmacht. Wenn man Unsinnigkeiten beiwohnen darf, wie einem Wissenschaftler, der eine Rakete in die Luft schießen will um Regen zu erzeugen, für dieses Vorhaben vor dem Abschießen des Prototyps aber bereits Dutzende von Raketen angefertigt hat, obwohl er nicht wissen kann ob diese den erhofften Erfolg erbringen, ist die unfreiwillige Komik des Streifens auf einem Hoch. Bei aller Sympathie ist das hier besprochene Werk freilich einzig aufgrund seines unübersehbaren Trash-Gehalts das Reinschalten wert, und vielseitig interessierte Trash-Fans bekommen eine ganze Bandbreite von unfreiwilliger Komik präsentiert. Ob es schlechte Spezialeffekte sind, falsch angewendete Klischees, ob es der naive Blick auf all die erzählten Dinge ist, die herrlich überzogen kitschige Dramaturgie zwischen Frau und Kind oder der herrlich verdrehe Blick auf Themen wie Wissenschaft und Esoterik (wie ist der Forscher an seine irrationale Assistentin geraten?), "Hanuman vs 7 Ultraman" ist ein Rundumschlag an Fehlentscheidungen und mangelnden Möglichkeiten, und dies gekleidet in einer verdrehten Art angereichert mit allerhand verstrahlter Zutaten, allein im Kampf gegen die Monster. So wird der theoretisch gar nicht so verkehrt angegangene Film beim richtigen Publikum zur absoluten Lachgranate mit hohem Unterhaltungswert. Wahre Freude wird man mit dem Streifen jedoch erst erleben, wenn man auch den Charme dieser Produktion erkennt und nicht nur ihre Unzulänglichkeiten.  OFDb

20.08.2016

WEREWOLF IN BANGKOK (2005)

Ich habe keine Ahnung was dem Zuschauer in der thailändischen Fassung erwartet hätte, da ich der Sprache nicht mächtig bin musste ich auf die deutsche Synchronfassung zurück greifen, und wer sich da auch immer die Linzenz zur deutschen Veröffentlichung und Nachvertonung gesichert hat, er wird ebenso wenig thailändisch sprechen und verstehen können wie ich, wirken die mühsam aufgesagten, schlecht betonten Texte doch so als habe sich wer ohne Sprachkenntnisse des Originals die Bilder des Streifens angeguckt und sich zu diesen einen Text ausgedacht. Dank unpassendster Stimmen, besagter schlechter Betonung und fehlender Motivation beschert dies „Werewolf in Bangkok“ eine Zeit lang eine unfreiwillige Komik, mit der sich der aus ernstem Blickwinkel unmöglich gucken lassende Film in spaßiger Runde vorübergehend über Wasser halten kann. Aber auch diese alternative Unterhaltung besitzt nur eine geringe Haltbarkeit.

Auf einen deutschen Untertitel konnte man bei der DVD die mir zur Verfügung stand nicht zurückgreifen, das ist vielleicht aber auch besser so, wer weiß ob man nicht selbigen Nonsens dann einfach nur per Schrifteinblendung über sich hätte ergehen lassen müssen und man damit genauso schlau geblieben wäre wie in der unsinnigen Neuvertonung. Zwar wird das Geschehen im Original nicht in eine völlig andere Richtung gehen, die Geschichte selbst scheint so gemeint zu sein wie auch wir Deutschen sie erzählt bekommen, aber jegliche Randbemerkungen und leicht vom Hauptstrang abweichenden Diskussionen u.ä. ergeben herzlich wenig Sinn. Sprechpausen, damit das Aufgesagte zu den Mundbewegungen passt, erheitern an den unpassendsten Stellen, aber zumindest hat man ein klein wenig auf die Mundbewegungen geachtet, das ist ja auch schon mehr als man unter diesen Bedingungen erwarten kann.

Ein wirklich besserer Film dürfte „Khon hon khee ruen Nai khuen duen siaw“ (Originaltitel) in seiner eigentlichen Version jedoch auch nicht sein, würde dies doch allein schon Hauptdarsteller Choosak Iamsook nie zulassen, der sicherlich ein mehr oder weniger bekannter Komiker Thailands zu sein scheint, aber definitiv kein Schauspieler ist. Mich hat der Typ mit seiner unangenehmen Mimik schon in den stinknormalen Szenen genervt, manchmal hat man halt von Anfang an ohne genauen Grund eine Antipathie gegen Fremde, richtig schlimm wird es jedoch erst wenn er herumblödelt und dabei bemüht Grimassen schneidet, denn dann ist Fremdschämen angesagt.

Wo es der Hauptdarsteller im themenverwandten „Audie und der Wolf“ schaffte aufgrund eines naiven Blicks und anderer simpler Methoden auch theoretische Peinlichkeiten in gelungene Momente zu verwandeln, da scheitert Iamsook, der wirkt wie die schlechte, asiatische und unbehaarte Version eines Bud Spencers, bereits in den grundlegendsten Momenten und macht aus „Werewolf in Bangkok“ ein Affentheater der unangenehmen Sorte, nach halber Laufzeit unterstützt von einer wahrlich unangenehmen Verwandlungsmaskerade, die ihn eher wie einen Rattenmann als wie einen Hund oder Wolf aussehen lässt.

Die ein oder andere freiwillige und theoretisch auch gelungene Lustigkeit hat das Werk von Viroj Thongsiew, der zwei Jahre zuvor „Spy Next Door“ abgedreht hat und ansonsten scheinbar für kein weiteres Werk verantwortlich war, zwar überraschender Weise auch mal zu bieten, gerade dann wenn klassische asiatische Komik aufkommt, wie wir ihr auch in japanischen oder koreanischen Filmen begegnen können, aber solche kurzen Momente haben freilich keine Chance etwas am katastrophelen Zustand der Komödie zu retten, zumal sie selbst in einem routiniert ausgefallenem Werk lediglich kurzfristig belustigt hätten, ohne zu hervorhebenswerten Momenten oder Pointen zu werden.

Wer natürliche Reflexe und Abwehrkräfte besitzt dürfte eigentlich keine schlechte Erfahrung mit „Werewolf in Bangkok“ gemacht haben, warnt das DVD-Cover doch schon vor mit seinen peinlich wirkenden Bildern und selektiert damit eigentlich schon automatisch den naiven Konsumentem von dem mit gesundem Menschenverstand aus. Mir war beim Anblick dieser Covergestaltung eigentlich im Vorfeld klar dass der Film nichts sein kann, so infantil dämlich bereits dort das Treiben des Hauptdarstellers zu bemerken war. Dass ich jedoch gleich in die tiefsten Untiefen fehlendem Talents hineingesogen werden würde, hatte ich in dieser Extreme nun doch nicht erwartet. Pornosynchro, schlechte Effekte, ein doofer Frontmann und eine bemühte Story waren zu erwarten, aber der fast schon groteske deutsche Umgang mit dem Stoff setzt dem Ganzen erst die Krone auf, sorgt aber immerhin dafür dass man als Freund missglückter Filme länger dran bleiben kann als es der Streifen eigentlich wert wäre.  OFDb

10.03.2013

KROKODILE (1979)

Zwei Ärzte verbringen mit ihren Frauen einen Urlaub am Strand in Hongkong. Durch Atombomben-Tests ist ein Reptil zum Riesen mutiert, das sich von seiner Heimat, den Sümpfen, Richtung Strand fortbewegt und einen großen Appetit mitgebracht hat...
 
Von einer unverarbeiteten Handtasche...
 
Ich kann die meist negativen Meinungen zu diesem Film durchaus verstehen, besteht der Film doch schließlich aus einer Aneinanderreihung peinlicher Unlogiken mit einem Tier im Mittelpunkt, das mittels einer plumpen Attrappe umgesetzt wird und im Laufe des Filmes, dem Vieh aus „Python“ nicht unähnlich, ständig eine andere Größe hat.

Die Dummheit beginnt bereits im deutschen Titel, immerhin haben wir hier nur ein Exemplar seiner Gattung und nicht mehrere, und ein Krokodil ist es, wie bereits im Film erwähnt wird, auch nicht. Käufer der DVD-Fassung werden zudem noch laut anderer Reviews, mit idiotischen Off-Kommentaren in den in Deutschland damals fehlenden Szenen gefoltert. Dies dürfte „Krokodile“ den Todesstoß versetzen. Aber zum Glück habe ich die extremst gekürzte 77-Minuten-Fassung gesehen, so blieb mir wenigstens dieses Ärgernis erspart.

Ich bin Freund trashiger Filme, doch der zu recht schundig genannte „Krokodile“ bietet in meinen Augen noch einen Hauch mehr als reine unfreiwillige Komik. Sicherlich erleben wir hier Unsinnigkeiten wie ein Krokodil mit leuchtenden Augen bei Nacht, Idioten die trotz vergangener Tierattacken am Rande des Schiffes stehen oder auf der Jagd lieber schlafen anstatt zu lauern.

Die wechselnde Größe des Ungetüms schwankt zwischen dorfniedertrampelnder Übergröße und einer Größe, in der das Opfer gerade mal so in das Maul der Bestie passt. Dennoch ist der ganze Quatsch, vielleicht auch durch seine 70er Jahre-Atmosphäre und dem trashigen Asia-Stil, sehr dicht erzählt. Trotz ständiger Peinlichkeiten weiß der Film bedingt zu packen, und das liegt nicht nur daran, dass auch in der von mir gesichteten Kurzfassung nicht auf Blut verzichtet wurde.

Es liegt z.B. an der sehr verwundernden Tatsache, dass die billige Tierpuppe meist recht gelungen in Szene gesetzt wird. Lustig dass einige Tierhorrorfans, die sonst fast alles gut finden, ausgerechnet diesem Werk nicht seine Pluspunkte anerkennen. Es ist schließlich eine beachtliche Leistung inmitten von Vollschrott so etwas wie eine dichte Atmosphäre entstehen lassen zu können („Die Nacht der reitenden Leichen“ lässt grüßen).

Die Bilder sind meist recht düster gehalten, das Wetter großteils unangenehm regnerisch, und mitunter sorgt gerade die unprofessionelle, ruckartige Erzählweise, die oftmals den Eindruck macht als ob der Regisseur selbst den Überblick verloren hat, für ein leicht unbehagliches Gefühl, bestehend aus dem Interesse wissen zu wollen wie es weiter geht und dem Neuorientieren, da man schließlich auch als Zuschauer versucht den Überblick zu behalten.

Ständig wird man aus dem Geschehen hinausgeworfen, weil irgendetwas unvorhersehbares (meist unlogisches oder saudämliches) den sonst so gewohnten glatten Fortlauf der Geschichte zunichte macht. So fragt man sich z.B. warum unser Held wann was herausfindet, oder warum ein Fotograf unerwartet und uneingeladen an Bord kommt und die uns bis dahin bekannten Figuren trotz seiner unerwünschten Anwesenheit auch noch für ihn eine offene Rechnung begleichen. Das sind Dinge bei denen man sich einerseits augenverdrehend an den Kopf greift und die andererseits wiederum die Herausforderung des ungewöhnlichen Sehvergnügens sind.

Auf ewig unbeantwortet bleibt wohl die Frage, warum der Held der Geschichte glaubt, das Tier sei intelligent. Ich weiß ja nicht ob da in der ungekürzten Fassung etwas mehr erwähnt wird, oder ob sich die deutsche Synchronisation einen Patzer erlaubt hat, aber in der von mir gesichteten Fassung gab es nicht einen einzigen Grund, das Tier für schlau zu erklären. Der Held ist sogar so von der Intelligenz des Reptils überzeugt, dass er sich fragt, was es mit dem Fressrhythmus des Viechs auf sich hat. Alle 3 Tage wütet es los. Auf die Idee zu kommen, dass das Vieh vielleicht nach einer Attacke 3 Tage satt ist, kommt er gar nicht erst.

Selten fand ich eine derart bescheuerte Geschichte mit so viel unfreiwilliger Komik so interessant und packend erzählt. Man darf sich zurecht von „Krokodile“ verarscht vorkommen, aber eine geglückte Atmosphäre kann ich ihm nicht abstreiten.  OFDb

23.12.2012

THE EYE - MIT DEN AUGEN EINER TOTEN (2002)

Mun ist seit Kinderzeiten blind. Nun nach einer neuartigen Operation kann sie wieder sehen. Doch das neue Transplantat hat es in sich, denn von nun an kann Mun auch Geister sehen...

Dann lieber ein Schwarzseher sein...
 
Ein großer Wurf ist den Pang-Brüdern mit „The Eye“ nun nicht gelungen. Dafür folgen sie viel zu treu der Erfolgswelle von „Ju-on“ und „Ring“, und das auch noch zu einem Thema, das in seiner Art auch nicht unbedingt neu ist. Es gab also keine großen Innovationen, und das muss in einem Geisterfilm auch nicht unbedingt sein. Immerhin bietet die Story einen netten Aufhänger und erntet gerade aus der Idee, dass die Protagonistin früher blind war, jede Menge netter amateurpsychologischer Ideen.

Zunächst dümpelt der Film ein wenig vor sich hin. Er lässt sich Zeit zu erzählen, was zunächst geschah und stellt die Personen vor. Dennoch steigt „The Eye“ recht früh ins tatsächliche Geschehen ein, halt nur recht ruhig und leider noch ohne wirksamen Spannungsaufbau. Obwohl der Charakter der Hauptfigur recht oberflächlich behandelt wird, kommt eine gute Identifikation mit ihr auf, immerhin wird recht sensibel auf den jeweiligen Zustand der Frau eingegangen, was ihr Gefühlsleben stets nachvollziehbar sein lässt.

Nach einiger Zeit wird der Film auch spannend, bietet auch einige wenige Schockmomente, will diese aber nicht zum Hauptbestandteil werden lassen. In der ersten langen Phase nutzte man viel mehr das Spiel der Möglichkeiten, wo unsere Heldin überall auf Geister stoßen kann und erweitert diese Idee mit der Erkenntnis darüber, wie schwer die Untoten zu ignorieren sind. Der „mein Stuhl“-Geist, der Tote im Fahrstuhl, das sind nur zwei Beispiele einer wirklich netten Idee, die man konsequent verfolgte.

Einen psychologischen Trumpf bietet der Film in jener Szene, in der sich die Hauptperson auf einem Foto nicht erkennt. Dies ändert die Sichtweise, und man ist gewarnt mit allem rechnen zu müssen, was diese in einer U-Bahn spielenden Situation zu einem der besten Momente des Filmes macht.

Kurz nach dieser Szene kippt der Film allerdings um. Von nun an geht es a la „Ring“ darum den Spukhintergrund zu erfahren und den Spuren des Geistes zu folgen. Hier wird „The Eye“ nun viel zu routiniert. Aus einem halbwegs spannenden Film wird für meinen Geschmack etwas zu viel Fantasy-Kitsch. Es würde mich gar nicht wundern, wenn das weibliche Publikum im Durchschnitt mehr von diesem Werk angetan ist als das männliche.

Spannung muss der Dramatik weichen, generell nicht verkehrt, aber die Dramatik wirkt zu märchenhaft. Mag sein, dass dies auch kulturell bedingt ist, und Menschen aus Hongkong das höchst nachvollziehbar finden, als Europäer ging es mir jedoch nicht so. Richtig schlecht wird der Film in diesem letzten Drittel nicht, er wird nur eine Spur zu banal.

Immerhin weiß „The Eye“ nach dem zunächst vermuteten Schluss erneut zu punkten. Hier erwacht die Protagonistin nun in einem Bus, der Beginn einer sehr atmosphärischen Szene. Die Optik ist nicht ganz unschuldig an dieser gelungenen Atmosphäre, aber das ist ohnehin ein Lob, das für den ganzen Film gilt. Die Kamera fängt dauerhaft tolle Bilder ein und lässt den Film phasenweise sogar zu einem kleinen Kunstwerk werden. Diese Wirkung wird manchmal auf recht simplen Weg erzielt, beispielsweise in der besagten Bus-Szene, wenn durchsichtigen Personen sich dort auf der Straße positionieren, wo sie die zukünftigen Opfer empfangen. Das ist kein großer Spezialeffekt, aber ein wirksamer. Und darauf kommt es letztendlich an.

„The Eye“ kann man durchaus gucken, so als kleiner Grusler zwischendurch, man sollte allerdings keinen Meilenstein erwarten. Im Prinzip ist die Geschichte dafür zu überraschungsarm und konzentriert sich zu sehr auf gewohnte Elemente. Man guckte von seinen Vorgängern allerdings gekonnt ab, was heißen soll, dass man wusste diesen Klau auch atmosphärisch richtig umzusetzen. Belohnt wird man für seine Genretreue mit teilweise künstlerisch wertvollen Bildern und einer Hauptfigur mit Seele.

Wenn unsere Heldin ihr Zimmer dunkel macht und sich die Sonnenbrille aufsetzt, weil sie endlich wieder blind sein will, ist das ein emotional starker Moment, so konstruiert er auch sein mag. Mit dem Abrutschen auf Fantasy-Kitsch wird die Gesamtatmosphäre leider etwas zerstört, so dass das Ergebnis nicht mehr als sympathische Routine geworden ist. Aber das ist ja auch mal okay.  OFDb
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