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18.02.2024

SLOTHERHOUSE - EIN FAULTIER ZUM FÜRCHTEN (2023)

Sollten Filme künftig nur noch per künstliche Intelligenz ein Drehbuch erhalten, könnten sie nicht kümmerlicher ausfallen, als das immerhin von zwei Autoren verzapfte "Drehbuch" zu "Slotherhouse" (Originaltitel), dessen einzig originelle Idee es ist, den Aggressor eines Tierhorrors einmal ein Faultier sein zu lassen. Ansonsten merkt man, wie sehr es für die Verantwortlichen des Streifens ein Ballast war, ein Drehbuch vorzulegen. Es besitzt keinerlei Innovationen, arbeitet die wenigen Pflichtstationen eines typischen Horror-Handlungsmusters Schritt für Schritt ab und erlaubt sich selbst dort aufgrund mangelnder Reflexion eine Sprunghaftigkeit, die unnötige Lücken hervor ruft, u.a. jene, dass niemand Getötetes je ernsthaft vermisst wird, und dies in einem Handlungsrahmen, der immerhin über mehrere Wochen verläuft. Pflichtelement für Pflichtelement wird abgearbeitet, also nur das was eine Geschichte an Minimum für Eckpfeiler benötigt. Die Charakterzeichnung der Heldin ist dünner als dünn ausgefallen, sie entfacht dumm grinsend keinerlei Sympathie und entwickelt sich am Schluss dank gelobter Besserung zur Hohlbrotvariante dessen, was sie per Einsicht glaubwürdig hätte werden können, wird also keine Spur sympathischer, sondern bleibt auch final ein höchst oberflächlicher Mensch, der letztendlich einfach nur viel Glück hatte. Vom Drehbuch wird dies nur im Urcharakter beabsichtigt, und von der Darstellerin so billig grinsend routiniert heruntergespielt, dass sie wirkt, als wolle sie ihr Gesicht lediglich auf der Leinwand sehen.

Auch warum unser Faultier komplett vermenschlicht wird, erschließt sich uns nicht. Dafür wird nicht einmal per kurz angedeuteten Nebensatz eine Erklärung abgeliefert. Also dürfen wir rätseln, warum es Auto fahren und durchs Internet surfen kann. Als gewollt comicartiges Humorelement der jeweiligen Szene weiß das zu funktionieren, aber auch eine solche benötigt, um nicht willkürlich und lieblos zu wirken, einen Hauch Hintergrund mehr, und den verweigern die Autoren uns komplett. Es gleicht einem Wunder, dass "Slotherhouse - Ein Faultier zum Fürchten" trotz dieser Lieblosigkeit auf dem Papier und im Schauspiel dennoch kurzweilig zu unterhalten weiß, und das verdankt er dem im Zentrum stehenden Killer, der glücklicher Weise nicht per Computeranimation entstanden ist, sondern stattdessen eine animatronische Kuschelmaschine a la "Alf" verwendet wurde. Dieser schenkten die Puppenbauer mit klassischem Faultierblick einen herrlich bös anzuschauenden Charakter, so verschlagen wie das egoistische Tier drein blickt, so unschuldig wie es bei anderer Deutung des selben Blickes wirken kann, und so bedrohlich wie es selbst bei friedlichem Lächeln auf den eingeweihten Zuschauer wirkt. "Slotherhouse" lebt einzig von seinem Wirken, das auch in der späten Phase des Streifens einfach nicht nachlassen will. Das Vieh gefällt einfach. Dabei sind nicht einmal seine Tötungsmethoden heutzutage eine Erwähnung wert, wo sich andernorts doch weit mehr morbide kreativ beim Ableben von Randfiguren ausgetobt wird. An Leichen mangelt es auch hier nicht, aber im Zentrum stehen die Tötungen nur in zweiter Reihe, zumindest dies haben Drehbuch und Regie verstanden. Die Bühne gehört dem Faultier, ob im Ruhezustand, oder im überraschend schnell vorwärts bewegenden Angriffsmodus.

Das ging gerade noch einmal gut, sofern man sich inhaltlich mit lieblos wenig abfinden kann und Zugang zu diesem wundervollen Killertier findet, das uns zeigt, wie viel mehr eine handgemachte Kreatur auf dem Bildschirm wirkt, als das noch so professionell angegangene CGI-Gepixel der Konkurrenz. Leider bleibt es der Phantasie des Zuschauers überlassen, wie toll "Slotherhouse" hätte ausgefallen können, wenn man sich wenigstens einen Hauch Mühe für das Drehbuch gegeben hätte. Vielleicht hätten wir dann eine kleine Perle der Gattung Horror-Komödie erleben können. So wie abgeliefert, ist das fertige Werk jedoch nur ein kurzweiliges Stück Routinekost mit ungewöhnlicher Antagonistenwahl.  OFDb

11.03.2021

CRAWL (2019)

Dass sich der durch "High Tension" berühmt gewordene Franzose Alexandre Aja darin auskennt einen funktionierenden Tier-Horror auf die Beine zu stellen, bewies er mit dem Joe Dante-Remake "Piranha", in dem es mit derben Späßen ordentlich zur Sache ging. Im Feld des humoristischen Horrors können Übertreibungen zum Vorteil werden, mit "Crawl" bedient der gute Mann jedoch den Bereich des ernsthaften Genres, und da darf es schon wundern wie wenig er auf einen auch nur ansatzweise glaubwürdigen Plot gibt. Egal wie viel hier zu- und abgebissen wird, egal ob man vor wenigen Augenblicken noch reanimiert wurde, seit Ewigkeiten im Wasser feststeckt, oder sich auch schon mal mit dem ein oder anderen Körperteil im Maul eines Alligators befand, jegliches Überleben und Weitermachen ruht sich einzig auf der Prämisse aus, dass Haley und ihr Vater Sturköpfe sind, die stets so lange kämpfen, bis es nicht mehr geht und zusätzlich darauf, dass Haley eine Leistungsschwimmerin ist. Man sollte meinen, dass ein Film dieser Art mit einem dermaßen realitätsfernen Szenario scheitert. Aber was soll ich sagen? Der Streifen funktioniert. 

Das liegt unter anderem daran, dass Aja nicht nur die lauten Momente seines Filmes hervorragend beherrscht, als da wären beeindruckende Hurikanaufnahmen, schön anzuschauende Alligator-Attacken (mit wahrlich gut animierten Viechern) und manche Schreckmomente, auch den Thrillbereich hält er inmitten von Irrsinn und Überlebensaction erfolgreich hoch. Dem Treiben begleitet stets ein funktionierender Spannungsbogen und ein Hauch Dramatik, der einen passabel genug an die beiden wichtigsten Figuren kettet, um auch wirklich mit ihnen mitfiebern zu können. Da Aja immer wieder unverschönte, teilweise gnadenlose Momente einfließen lässt, ist man tatsächlich gespannt darauf, ob beide überzeugend gespielte Charaktere das Filmende erleben werden, oder nicht. Hilfreich steht dem Regisseur ein von Kamera und Licht wirksam eingefangener, feuchter und dunkler Spielort zur Seite, der sich nie so monoton gibt, wie er praktisch gesehen eigentlich ist. Zudem weiß es zu gefallen, dass Aja das Gebiet des Tier-Horrors nicht neu erfinden möchte, sich ganz im Gegenteil gerne auch an erfolgreichen Ideen diverser Vorgänger bedient, sie mit seinem persönlichen Stil ergänzt und gleichzeitig auf eine packende Inszenierung achtet. 

Sicherlich wäre es förderlich gewesen das Ganze etwas glaubwürdiger umzusetzen, zumindest zu jenem Grad, wie es ein "The Shallows" beherzigte, der auch nicht rein bodenständig erzählt war. Dann hätte "Crawl" eventuell gar ein richtig guter Horrorstreifen werden können. So aber ist er "nur" der nette, kleine, sympathische Zwischendurchverzehr geworden, der aufgrund seiner Produktionsgröße zumindest mal optisch etwas mehr hermachen darf als die üblichen Billigproduktionen des Tier-Horror-Bereichs. Mit seinem augenzwinkernden (anderen) Abspann-Lied hat er mich zudem an den charmanten "Rogue - Im falschen Revier" erinnert, der leider viel zu unbekannt blieb.  OFDb

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