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13.10.2017

DIE NACHT DER OFFENEN SÄRGE (1971)

Als Fan des Horror-Genres kommt man an Jess Franco nicht vorbei, auch wenn der Großteil seine Werke weder mag noch versteht. Der gute Mann ist nicht nur als Vielfilmer und Schundfilmer berüchtigt, sondern auch dafür zu improvisieren und dementsprechend ungewöhnliche Wege zu gehen. Und auch wenn sich einige Werke sehr ähneln, so kann es doch sehr interessant sein sich mit dem gerne in Deutschland und Frankreich drehenden Filmemacher zu beschäftigen, der zur Entstehung von „Die Nacht der offenen Särge“ bereits auf 15 Jahre Regieerfahrung zurückblicken konnte.

Die Idee diverse klassische Monster der Horrorliteratur und des Horrorfilms in einem Werk zu vereinen war schon damals nicht neu zu nennen, dies versuchte man bei Universal bereits in den 40er Jahren. Jüngere Werke wie „Van Helsing“ und „Die Mumie“ mit Tom Cruise zeigen jedoch, dass das Interesse diesbezüglich noch immer vorhanden ist. Franco interessiert sich dabei wenig für die tiefer gehenden Elemente der Stoffe, als viel mehr für die äußeren Schauwerte und versucht mit simpelsten Mitteln eine klassische Schauergeschichte über besagte Monster im Banne eines irren Wissenschaftlers zu kreieren.

Francos Talent ist arg beschränkt. Was er in den ersten vielen Minuten seines Werkes wortlos zusammenzimmert ist durchaus interessant zu nennen, scheitert aber eigentlich an dem Mangel wahren Talents, beeindruckt aber durch das konsequente Durchziehen es trotzdem versuchen zu wollen. Wirklich atmosphärisch sind sie nicht, die Bilder die der gute Mann mit der Kamera einfängt und aneinander schneidet. Mit recht simplen Tricks versucht er per Schnitt eine Bildsprache herzustellen, Ereignisse zu simulieren, die man aus vergleichbaren Stoffen kennt. Dabei lebt „Vampir Kill“ (Alternativtitel) mehr von dem Verstehen was Franco vorschwebte, als vom tatsächlichen Einfangen dieses Ergebnisses.

Und auch wenn man versteht, dass kein professionelleres Ergebnis anvisiert wurde, sondern der beschrittene Wege eben prinzipiell das sein soll was Franco mit „Drácula contra Frankenstein“ (Originaltitel) vorschwebte, und auch wenn ich nicht ohne Sympathie zu dieser Methode und Franco im allgemeinen (mittlerweile) stehe, so macht dies aus „Die Nacht der offenen Särge“ doch noch lange keinen interessanten Genrebeitrag auf seine komplette Filmlänge hin gesehen, ganz zu schweigen von der Ermangelung eines wahren Unterhaltungswertes.

Wortkarg bleibt der Film auch in seinen weiteren Phasen, leider jedoch nicht wenn das weltherrschaftssüchtige Wissenschaftsgenie über seine Pläne seniert, die dem naiven Stoff endgültig einen albernen Stempel aufdrücken und innerhalb dieser Schundkunst keine Frage mehr darüber offen lässt, ob der Weg den der Film beschreitet nun trivialer Natur ist oder tiefer geht. Es ist schön und gut, dass Franco daraus kein großes Geheimnis macht und offen zu dem steht, was er da treibt, aber da das Erzählte nie über die Schurken- und Monsterperspektive hinaus geht, schaut sich der Stoff noch schwerer zugänglich und anstrengender als ohnehin schon, fehlt es doch an Sympathiefiguren, an menschlichen Helden, an einer Identifikationsfigur.

„Screaming Dead“ (Alternativtitel) wird damit ein zu sperriges, theoretisches Werk in Kombination mit dem Experiment welches Franco vorschwebte und schließt damit selbst den interessierten Zuschauer aus. Anfängliche Neugierde verschwindet, und so nach und nach macht sich Desinteresse über etwas breit, das theoretisch gesehen eigentlich reizvoll erschien. Für mich war Kino immer auch ein Stück Unterhaltung, egal wie schwer ein Stoff beschaffen ist. Und wenn dieser Apekt zu kurz kommt, fehlt mir etwas.

Das mag ein Cineast mit Hang zum Experimentalfilm anders sehen, ein solcher wird sicherlich eher einen Zugang zu diesem absichtlich (da kaum anders könnend) stümperhaften Stück Bilderpuzzle stehen, in dessen längeren klassisch gespielten Sequenzen nicht gerade passend besetzte, oder sonderlich talentiert zu nennende Mimen durchs Bild stolpern. Mir jedoch, dem immer auch ein Stück Unterhaltungswert wichtig war um laufenden Bildern auf Spielfilmlänge etwas abgewinnen zu können, war das auf Dauer zu wenig. Theoretisch würde ich „Dracula Prisoner of Frankenstein“ (Alternativtitel) gerne mögen, und frei von Sympathie bin ich auch dem Endergebnis nicht zugeneigt - in Francos reichhaltigem, langjährigem Treiben gibt es wahrlich genügend Filme, die wesentlich schlechter ausgefallen sind - von einem zufriedenstellenden Ergebnis ist aber auch „Die Nacht der offenen Särge“ leider zu weit entfernt.  OFDb

11.08.2017

DIE RÜCKKEHR DER REITENDEN LEICHEN (1973)

Der Titel „Die Rückkehr der reitenden Leichen“ steht für eine Rückkehr der Schreckgestalten aus „Die Nacht der reitenden Leichen“, er steht für die Rückkehrer nach 500 Jahren, er steht aber nicht, wie der Titel bei anderer Auslegung suggerieren kann, für eine direkte Fortsetzung von Amando de Ossorios ein Jahr zuvor entstandenem Originalfilm. Aufgrund dessen apokalyptisch angedeutetem Ende hätte dies auch wenig Sinn gemacht. Viel mehr schuf de Ossorio mit der Fortsetzung, und ebenso mit den zwei weiteren die noch folgen sollten, ein alternatives Szenario mit abgeänderten Regeln und parallelen Ereignissen, die sich nur in der Vergangenheit der Templer auf das beziehen, was uns auch im Vorgänger über sie berichtet wurde.

Wie ein Mischwesen aus Vampir und Zombie wirken sie in Teil 2 nun nicht mehr, was gerade aufgrund der finalen Situation verwundern darf. Das Klischee klassischer Zombies erfüllen sie aber weiterhin recht wenig, reiten unsere Untoten doch nicht nur, so wie es auch der Titel bereits erwähnt, getötet wird zudem mittels der Schwerter und dies rein aufgrund von Rache und nicht, wie üblich bei einer Zombiethematik, zur Nahrungsaufnahme. So wie sie einst durch okkulte Rituale ihr zukünftiges Leben nach dem Tod vorbereiteten, so müssen sie diesmal auch, zumindest in der Langfassung, erst über eine Opfergabe wiedererweckt werden. Warum das nötig ist, wenn die Überlieferungen ohnehin ihre Rückkehr nach 500 Jahren prophezeien, sei einmal dahin gestellt, würde es doch bedeuten sich mit der Logik des Streifens auseinanderzusetzen, und da kann der Film nur verlieren.

Aufgrund seiner widersprüchlichen, wie simplen Story und aufgrund von Filmrollen, die alle tief in Stereotype feststecken, ist „Attack of the Blind Dead“ (Alternativtitel) ein willkommenes Fest für Trash-Fans, die in Werken wie diesen nur die unfreiwillige Komik erkennen wollen. Mir ging es damals genauso, und Teil 2 war diesbezüglich mein liebster Teil der Reihe, allein schon wegen dem taffen Helden im Zentrum, der auf Robert Wagner-Art gerne Kinnhaken verteilt und diesbezüglich auch nicht vor auferstandenen Templern Halt macht. Eine fragwürdige Alte, um die sich Bösewicht und Held streiten, sowie ein Kinder opfernder Bürgermeister als Rundum-Arschloch runden das Gesamtbild billigster Schwarz/Weiß-Zeichnungen inmitten einer oftmals unsinnigen Handlung ab.

Aber man kann „Die Auferstehung der reitenden Leichen“ (Alternativtitel) auch als sympathischen Retro-Film genießen, der anerkennungswerter Weise gar nicht erst versucht den erfolgreichen Vorgänger zu kopieren. Dank einer flotteren Umsetzung erstehen die Filmmonster bereits nach 20 Minuten auf. In der 50. Minute findet bereits das Massaker innerhalb des Dorfes statt. Es gibt mehr Templerszenen, blutigere Szenarien, einen flotteren Ablauf und veränderte Erkenntnisse und Handlungsweisen der Templer. Für diese völlig andere Herangehensweise an den Stoff wurde zwar die dichte Atmosphäre der langsamen Erzählung des Vorgängers geopfert, den Templern bei ihrem tatkräftigen Rachefeldzug zuzusehen entschädigt dafür aber recht gut, vorausgesetzt man erwartet keine solch guten Spezialeffekte und solch brutale Bilder wie sie im Horrorfilm heutzutage üblich sind. Gerade das Dorfmassakrer ist überraschend zahm ausgefallen, was aufgrund diverser Detailaufnahmen von Säbelstichen in anderen Szenen um so mehr verwundern darf.

Aber den zweiten Teil der reitenden Leichen-Reihe schaut man nicht aufgrund glaubwürdiger Goreszenen oder gar aufgrund einer gruseligen Stimmung. Es ist der morbide Look von Templerkleidung, Ruinen und Friedhof der zu gefallen weiß. Es ist die Geisterbahnatmosphäre, welche die ungruseligen, aber unglaublich charmant aussehenden Totenkopf-Templer auszustrahlen wissen. Und es ist freilich auch der wundervolle Soundtrack, der „Mark of the Devil 5“ (Alternativtitel) oftmals stimmiger wirken lässt, als er eigentlich ausgefallen ist. Es sind einzelne Szenen, die de Ossorio im Gegensatz zum Komplettfilm ausgezeichnet gelungen sind. In solchen kommt kurzfristig stets echte Horrorstimmung auf. Und ein (in Horrorfilmen oft nicht gern gesehenes) Kind gleich zwei Mal spannungsfördernd einzusetzen, ohne dass das Gör gleich nervt, ist schon eine Leistung für sich.

Wer sich über „Die Rückkehr der reitenden Leichen“ lustig machen will, hat es nicht schwer den nötigen Stoff dafür zu finden, den bietet das brüchige Drehbuch alle Nase lang. Aber wer sich auf das Feeling einlassen kann, welches dem Erschaffer der Reihe vorschwebte, der wird mit dieser anderen Betrachtung nicht nur auf naive Art unterhalten, der darf zudem in eine alternative Filmwelt eintauchen, welche den Blickwinkel dessen was das Mainstream-Publikum für gut oder schlecht hält weit hinter sich zurück lässt, und dies nicht nur aufgrund verständnisvollem Augenzudrückens, sondern hauptsächlich aufgrund der Stimmung, die dieser Film dann zu versprühen vermag. Allein die Schlussszene, über die nur all zu gerne hämisch gelästert wird, erscheint dann gleich viel stimmungsvoller und rundet das Seherlebnis, gerade in Bezug auf die Alternativerzählung zu Teil 1, interessant ab.  OFDb

08.08.2017

DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN (1972)

Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich Ende des letzten Jahrzehnts im Gemeinschaftsforum der OFDb eine intensive Diskussion über das Genre Trash ins Leben rief, als ich besagtes Genre bei „Die Nacht der reitenden Leichen“ einführen wollte und nicht den Widerstand verstand, den Liebhaber des Filmes dagegen einwendeten. Seit meiner Jugend stand Amando de Ossorios Film für unfreiwillig komischen Trash, und als etwas anderes wollte ich ihn nicht wahrhaben.

Heutzutage schäme ich mich für dieses ignorante Verhalten, verwende ich den Begriff des Trash-Films doch nur noch höchst selten und kann ihn in seiner verachtenden Form auch nicht mehr leiden. In meinem 2012 gegründeten Blog finden sich noch allerlei Filmbesprechungen, die ich im vorangegangenen Jahrzehnt geschrieben habe und die jenen Respekt vermissen lassen, den ich mir sogar erst recht kürzlich vor einigen Jahren erst viel zu spät angeeignet habe. Glücklicher Weise habe ich „Die Nacht der reitenden Leichen“ bisher nie besprochen und nur hin und wieder herablassend erwähnt, so dass ich heute frei Schnauze vom Film berichten kann, ohne eine ehemalige Besprechung komplett umschreiben zu müssen, habe ich doch erstmals das Potential erkannt, welches der Film zu entfalten weiß.

Denn auch wenn ich größte Angsthasen kenne, die sich vor den Templern Ossorios nie gruseln würden, und auch wenn man mit ihren dürren Ärmchen und dem Schockgeräusch beim Zeigen eines Totenschädels auf äußerst naivem Grusel aufbaut, so sind dies doch keine Gründe „The Blind Dead“ (Alternativtitel) der Lächerlichkeit Preis zu geben. Der vier Jahre nach Romeros „Die Nacht der lebenden Toten“ entstandene Mix aus Zombiefilm, Vampirfilm und Templer-Legende ist ein Liebhaberstück des europäischen Horrorfilms, äußerst naiv ausgefallen, zugegeben, aber auch sehr charmant umgesetzt.

Die kultige Musik weiß genügend Unbehagen über das klassische Szenario zu legen, damit „Night of the Blind Dead“ (Alternativtitel) zu funktionieren weiß. Das Outfit der Templer weiß zu gefallen, ihr Ritt in Zeitlupe mit dem dazugehörenden Geräusch verfehlt seine Wirkung ebenso wenig. Ossorios Film mag nicht gruseln, aber er vermittelt das Retro-Flair eines Gruselfilms, lässt einen glauben das Grusel-Flair emotional nur knapp verpasst zu haben, bei all seinem morbiden Reiz, gerade innerhalb der stimmigen Kulisse der Burgruinen.

Überzeugende Schauspieler und ein Gefühl für wohlig unwohlige Atmosphäre hauchen in Kombination mit den bereits erwähnten Pluspunkten „Tombs of the Blind Dead“ (Alternativtitel) genau jenes Leben ein, das ihn mit ehrlichen, ehrfürchtigen Augen betrachtet zu jenem sehenswerten Kultfilm macht, den manch einer aus zu arroganter Perspektive in ihm nicht sehen will. Da das Szenario im Gegensatz zu den drei Fortsetzungen (die alles eher eigenständige Variationen des Stoffes für sich darstellen) zudem mit einem zusätzlichen Zombie trumpft, der als Opfer der Templerrituale entstanden ist, weiß Teil 1 über das Templer-Thema hinaus einige Aspekte mehr zu bieten - bis hin zur wunderbaren Schlussszene, deren Auswirkungen wir für die Menschheit nur erahnen können.

Sicherlich kann man sich zu recht fragen warum erwähnte ehemalige Opfer von einst nicht bereits den Fortbestand der Menschheit bedroht haben. Und wie sieht es bitte aus, wenn die Templer sich nach erledigter Arbeit morgens wieder brav in ihre Gräber legen? Und ist diese Art nach dem Tod zu leben den ganzen Aufwand im 13. Jahrhundert wert gewesen? „La noche del terror ciego“ (Originaltitel) ist sicherlich nicht frei von Unsinnigkeiten und Lücken in der Logik. Die stimmige Umsetzung und der versprühte Retro-Look machen dies jedoch alles wieder wett. Mich hat „Die Nacht der reitenden Leichen“ erstmals rundum und kompromisslos unterhalten.

Selbst in die lesbisch angehauchte Rückblickszene konnte ich mich diesmal bestens einfühlen, was aber auch am wundervollen Soundtrack lag, wie er typisch für Erotikfilme dieser Zeit wurde. Zudem habe ich den Streifen erstmals im Original mit deutschen Untertiteln geschaut, das hat ihn atmosphärisch auch noch eine Spur besser gucken lassen. Unfreiwillige Komik nahm ich dadurch zu verstehen, was Ossorio mit Fertigstellung des Films vorschwebte, nicht mehr intensiv wahr. Ich bin froh, dass ich mittlerweile von dieser Arroganz geheilt bin und in der Lage bin Filmen auch dann eine echte Chance zu geben, wenn sie höchst naiv umgesetzt wurden.  OFDb

11.03.2015

SUMPF DER LEBENDEN TOTEN (1981)

Wenn man über einen Film mit Nazi-Zombies weiß, dass er aus den frühen 80er Jahren stammt und unter der Regie von Jean Rollin entstanden ist, dann darf man über das magere Ergebnis von „Sumpf der lebenden Toten“ schon enttäuscht sein. Der gute Mann hat der Filmwelt sicherlich nicht nur gute Werke hinterlassen, was z.B. sein „Draculas Braut“ beweist. Aber nach dem sehr stimmigen 70er Jahre-Film „Pestizide - Stadt der Zombies“ hat man schon etwas stimmungsvolleres erwarten dürfen als das stümperhaft zusammengeschusterte Etwas das uns mit seinen Wasserleichen aus dem zweiten Weltkrieg erwartet.

Blickt man hinter die Kulissen wird einem einiges klar. Rollin übernahm die Regie von wem anders, der das Handtuch geschmissen hatte und von dem nicht ganz klar ist wer er war (Jess Franco wird von einigen Beteiligten der Produktion gern genannt, was dieser jedoch verneint haben soll) und drehte große Teile des Streifens ohne das Vorhandensein eines Drehbuches. Da versteht man im Nachhinein schon, warum sich „Zombie Lake“ (Alternativtitel) wie ein loses Stückwerk guckt, dessen Geschichte nur in den wenigsten Momenten Sinn und Zusammenhang ergibt.

Hier geht es um einen ominösen Fluch, den man vorhergesehen aber nicht verhindert hat. Dass die Toten wiederkehren würden ist kein Geheimnis sondern jedem im Dorf warum auch immer stets klar gewesen. Irgendwie sind die Untoten ans Wasser gebunden und attackieren willkürlich jeden der sich dem See nähert, sie kommen aber dennoch angeblich der Rache wegen zurück, mal länger das Wasser verlassend und innerhalb des Dorfes agierend, dann wiederum nur kurz tätig und dies nah am See. In der Gruppe darf Zombie-klassisch der Schlurfgang eingelegt werden, in Einzelaufnahmen darf sich ein Zombie aber auch mal recht agil bewegen. Stimmung kommt bei so viel Widerspruch nicht auf, und das Fehlen einer dichten Atmosphäre lässt einen nicht gnädig über die Baustelle aus Storyfragmenten hinwegsehen.

Zumindest sieht es recht toll aus wie die Untoten in der Gruppe dem Wasser entsteigen, allein schon weil einige von ihnen ihre putzigen Wehrmachtshelme tragen. Und auch ihr Schlendern auf dem Boden des Gewässers weiß optisch zu gefallen, eine Szene von der ich dachte sie würde (von dem mit einem Hai kämpfenden Zombie in „Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies“ einmal abgesehen) erstmals in „Fluch der Karibik“ angewendet werden. Rollin beweist damit schon in den 80er Jahren, dass Amando de Ossorios aus Kostengründen verworfene Idee aus „Das Geisterschiff der reitenden Leichen“ zu wirken weiß und verzuckert sie dem männlichen Publikum zusätzlich durch provokante Unterwasser-Nackedeiaufnahmen badender Damen, bei welchen auch Regionen des weiblichen Körpers ausgeleuchtet werden, die in nichtpornographischen Filmen in der Regel ausgeblendet werden.

Das ist die Art Pulp für die man als Fan des Genres eingeschaltet hat. Aber diese Momente sind rar gesät. An Land wirken die grün angemalten Monster dann auch nicht ganz so wirksam wie unter Wasser und der Nässe entsteigend. Wirklich ätzend sieht jedoch nur der am meisten gezeigte Zombie aus, der auch gleich für die erste Attacke zuständig ist, so dass sich recht früh Ernüchterung in der Erwartungshaltung des Zuschauers einschleicht. Die anderen Zombies haben zumindest einen leicht charmanten Touch, irgendwo zwischen unfreiwillig komischer Wirkung und schundig echter.

Aber spätestens wenn wir mit dem Auftauchen einer 12jährigen Tochter eines der damals Hingerichteten konfrontriert werden, geht es endgültig mit dem Horrorpart den Bach herunter. Dann erleben wir grausamen Vater-Tochter-Kitsch im Fahrwasser eines „Der Koloss von New York“, nur dass zu diesem eine solch warmherzige Idee passte ohne komplett infantil zu wirken, in die geschmackskranke Idee eines „See der Zombies“ (Alternativtitel) will das jedoch so gar nicht hinein passen. Da trifft kindgerechte Thematik auf überhaupt nicht kindgerechte, und zu allem Überfluss endet der komplette Plot in einer dämlichen Auflösung, die in ihrer simplen Art tatsächlich aus einem Kinderbuch hätte stammen können. Aua, tut das weh.

„The Lake of the Living Dead“ (Alternativtitel) ist kein Langeweiler a la „Oase der Zombies“ geworden, nervt aber auf andere Art ebenso stark und ist somit keine ernste Konkurrenz zu Wiederhorns „Schreckensmacht der Zombies“, der in der alten Zombiewelle der einzig halbwegs taugliche Einfall zum Thema Nazi-Zombies war. Erst in den 00er Jahren wurde uns in der zweiten Zombiewelle mit „Outpost - Zum Kämpfen geboren“ ein kompromisslos stimmiger Film zu dieser Thematik beschert. „Le lac des morts vivants“ (Originaltitel) schafft es nur in wenigen Aufnahmen solchen Werken gerecht zu werden. Die dümmliche, brüchige Umsetzung, Kindereien in der an sich geschmacklosen Pulp-Story und billig angepinselte Zombies, die nicht wissen wie sie sich bewegen sollen und warum sie auferstanden sind, lassen es nicht zu dass man diesen Film auch nur ansatzweise ernst nehmen könnte.  OFDb

17.11.2012

MEINE MUTTER (2004)

Pierre wächst bei seinen Großeltern auf. Für zwei Monate besucht er seine Eltern, die auf einer spanischen Insel hausen. Der Vater, den der Junge nicht sonderlich leiden kann, stirbt. Zurück bleibt Mama Hélène, die ihrem Sohn ihre wahre Natur offenbart. Sie ist eine Prostituierte aus Leidenschaft. Mit Hilfe ihrer Partnerin Réa, die etwa in Pierres Alter ist, will sie dem Sohn seine Ernsthaftigkeit nehmen. Der Teenager soll anfangen das Leben zu genießen. Und so wird Pierre Teil ihrer bizarren Welt, in welcher es keinerlei sexuelle Tabus gibt, außer vielleicht zwischen Mutter und Sohn. Als selbst für Hélène der Moment gekommen ist, in dem alles zu weit geht, reist sie ab. Freundin und Kollegin Hansi soll sich fortan um Pierre kümmern...

Begehren, Trieb, Ernüchterung...
 
Ein Jugendlicher, der in die Sexualität eingeführt wird, das klingt nach einem Jugend-Drama, einem Genre für das Frankreich schon so manchen großen Film geschaffen hat (z.B. „Lärm und Wut“, „Das Jahr des Erwachens“, „Die kleine Diebin“, ...). Doch nicht erst der ödipale Aspekt des Themas trennt „Meine Mutter“ von diesem Sub-Genre trotz Jugendlichem im Zentrum. Der Tabubrecher, der in seinem Namen an den ebenfalls mit Sexualität im Mittelpunkt stehenden „Meine Schwester“ erinnert, mit dem allerdings nichts weiter gemein hat, ist viel mehr ein Psycho-Drama. Die Mutter und ihre ungewöhnliche Persönlichkeit steht ebenso im Mittelpunkt (auch wenn sie weniger Screentime beschert bekommt als der Sohnemann), und der Bereich Sexualität wird eben nicht durch sein Erwachen thematisiert, sondern durch seine Förderung.

Wo andere Eltern ihre Kinder vor Bösem beschützen wollen, da wird Pierre von seiner Mutter in eine Welt geschuppst, welche die meisten Menschen wenn nicht böse, dann immerhin als fragwürdig empfinden. Spätestens zwischen Mutter und Sohn sollte es mehr Distanz geben, und das nicht erst wenn sie sich körperlich nähern, sondern schon bereits wenn Frau Mama zum Voyeur wird, wenn ihre Partnerin es mit ihrem Sohn auf offener Straße treibt.

Freidenker mögen damit sympathisieren, dass Hélène ihren Sohn lehrt, dass es keine Tabus gibt, und er seine Sexualität somit in vollen Zügen grenzenfrei genießen kann. Doch so ganz glücklich scheint keine der Figuren zu sein. Alle zelebrieren sie tabulosen Geschlechtsverkehr, ob Gruppensex, sadomasochistische Praktiken, Homosexualität, und anderes. Und doch wirkt ihr Treiben lediglich ernüchternd. Regisseur Honoré, der in seinem Film keinen klaren Standpunkt aufblitzen lässt, schafft keine erotischen Bilder. Was der Zuschauer zu sehen bekommt ist nicht prickelnd oder sexuell anregend, sondern viel eher verstörend.

Er schuppst den Zuschauer in eine Welt Andersdenkender hinein, deren Rituale man als alternativen Lebensstil akzeptieren kann. Was man jedoch nicht tolerieren möchte, ist der Umgang mit Pierre, einem Jungen dessen Sexualität ohnehin verwirrt ist, und der im Meer an Obszönitäten völlig überfordert wird seine eigenen Wünsche herauszufinden. Berauscht von den Möglichkeiten der Lust erwacht in ihm ein völlig neuer Charakter, aber einer, der in der Schnelllebigkeit geboren wurde und dabei nicht er selbst ist. Pierre liebte seine Mutter zu Beginn, aber wäre seine Liebe auch so weit gegangen ohne Mamas Nachhilfeunterricht in Sexualität? Eine Frage, die der Film nicht zu beantworten weiß.

Allerdings beantwortet er ohnehin recht wenig. Er lässt den Zuschauer an einer den meisten Betrachtern fremden Subkultur teilnehmen, und was die ganze Geschichte soll, wird nicht so ganz klar. Honorès Hauptanliegen war es wohl den Zuschauer mit extremen Tabubrüchen zu schocken. Das macht er inhaltlich mit bereits erwähnten Themengebieten, aber auch optisch, indem er immer wieder Möglichkeiten sucht und findet die sonst ausgeblendeten Geschlechtsorgane von Schauspielern einzufangen, selbst dann wenn der Protagonist auf Sexheftchen uriniert.

Diese oft zu bemühten Provokationen hätte „Meine Mutter“ jedoch gar nicht nötig gehabt. Vielmehr bremsen sie den Film, auch wenn sie kurzfristig Aufmerksamkeit wecken. Sie bremsen aber scheinbar auch Regisseur Honoré, der es vor lauter Tabubrüche nicht schafft, seine Geschichte halbwegs glaubhaft umzusetzen. Unter welcher Motivation Pierre das anfangs alles mitmachen soll, bleibt unbeantwortet und wirkt dadurch fehlerhaft. Warum er selbst räumlich von seiner Mutter losgelöst mit Hansi das Extreme sucht und warum sich sein Charakter so schnell wandelt, wird zwar durch nähere Beschäftigung mit der Geschichte deutlich, das Vollkommene Verstummen einer Antwort zu diesen Fragen lässt den Film aber unsinnig und lückenhaft wirken, weswegen sich wohl nur die wenigsten mit der Suche nach diesen Antworten beschäftigen werden.

Dabei ist es genau das Unausgesprochene des Films, der ihm seinen Reiz verleiht, einen Reiz der verwässert wird durch die viel zu deutlichen Bilder und dem ewigen Drang Honorés noch einen Tabubruch draufzusetzen. Seine Bilder sind oft nah an der Pornographie, das mag ein Publikum locken, aber wohl kaum das richtige, wo die Stärke des Films doch in seiner Psychologie liegen, einem Bereich der jedoch nur halb funktionieren kann, wenn man wichtige Aspekte den quantitativen Nichtigkeiten opfert.

Das Verlorensein der Menschen in ihrer sich selbst glücklich eingeredeten Welt, der verlorene Pierre, der wohl niemals vollkommen aus dem Meer an Perversionen hinaustreten kann und für immer ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität haben wird, die Mutter, die plötzlich doch noch Grenzen erkennt, Grenzen die ihr Verlangen dennoch überschreiten möchte, all das sind Themengebiete, die „Meine Mutter“ so intensiv gucken lassen. Das sind Themengebiete, die dem Film Klasse verleihen, Klasse die er leider an anderer Stelle wieder verliert. Die peinliche Schluss-Provokation, die den Film vollends ins Lächerliche zieht, verwässert diese gute Rezeptur nun vollends. Zurück bleibt der Voyeur, nicht aber der geschichteninteressierte Zuschauer, dem es Spaß macht eine solch undurchsichtige, auf dem ersten Blick schlichte Story, zu analysieren.

Seine Stärken schaffen es, dass Honorés Bilderflut an Provokationen nie langweilig wird. Streckenweise schafft es der Film den Zuschauer in den Bann seiner Geschichte zu ziehen. Doch dieses Aufgehen in an sich geglückter Atmosphäre ist meist von kurzer Dauer. Wo der Regisseur gegen den Zuschauer arbeitet, da müssen auf der Gegenseite die talentierten Darsteller genannt werden, die jede noch so schwierige Szene glaubhaft umgesetzt kriegen. So weit hergeholt einige Situationen auch wirken mögen, das professionelle Spiel seiner Darsteller verleiht jeder noch so konstruierten Szene eine Authentizität, die man sich im eigentlichen roten Faden der Geschichte noch viel mehr gewünscht hätte. Dann hätte auch die teilweise recht pfiffige Psychologie der Figuren und ihrer Gefühlswelten vollends aufblühen können und damit glaubhafter wirken können.  OFDb

19.07.2012

SECHS PISTOLEN JAGEN PROFESSOR Z (1966)

Professor Zandor, der Erfinder einer neuartigen Metalllegierung, wurde entführt. Interessengruppen aller Art sind hinter der neuen Formel her und tun alles, um an sie heranzukommen...

Große Jungs...
 
„Sechs Pistolen jagen Professor Z“ war seinerzeit ein Modefilm, sprich er hing sich an vieles dran was gerade angesagt war. Inspiriert durch den Erfolg der James Bond-Filme bastelte man eine Agentenstory, orientierte sich im Stil jedoch eher an der durch die Wallace-Filme ausgelösten harten Welle, während man im Titel suggerieren wollte zudem mit der Erotikwelle mitzuschwimmen. Doch inhaltlich bleibt es wie im Titel: jegliche Anzüglichkeiten bleiben Andeutungen, aus heutiger Sicht verklemmt und albern.

Ein Modefilm hat in der Regel ein geringes Haltbarkeitsdatum, und das ist im hier besprochenen Streifen nicht anders. Letztendlich ist er als möglicher Evergreen von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Die Hauptrolle spielt der damals so beliebte wie untalentierte Peter van Eyck, ein Mann der kein wackeliges Produkt wie dieses tragen kann. Die Geschichte steht ihm ebenfalls nicht hilfreich zur Seite, besteht sie doch aus einem hauchdünnen roten Faden und erzählt tatsächlich nicht mehr, als dass verschiedene Leute einander bespitzeln und verprügeln, in der Hoffnung an die Formel des Professors zu gelangen.

„Sechs Pistolen jagen Professor Z“ ist hoffnungslos dilettantisch inszeniert, zeigt uns reihenweise Kämpfe in übelster Choreographie und degradiert Agenten zu großen Kindern, die sich sichtbar lustvoll prügeln, wie Halbwüchsige auf dem Schulhof unter Kumpels. Sie zeigen nicht den Hauch von Reife, der dazugehören würde sie wie glaubhafte Agenten wirken zu lassen. Wie sind sie nur zu dem Job, und noch eher zu dem großen Ruf ihres Könnens gekommen, so bescheuert wie sie sich anstellen bei all den Fehlern die sie machen? Man sollte mein so ein infantiles Treiben würde auf seine Art Freude bereiten. Tut es aber leider nicht.

Das Drehbuch arbeitet mit unnötigen Widersprüchen und Unglaubwürdigkeiten, was nicht so tragisch wäre und noch als geistlose Trivialunterhaltung funktionieren könnte, wenn die Geschichte nicht so extrem dünn ausgefallen wäre, dünner als sie es in Werken dieser Art üblicher Weise ist. Die Story ist eine Endloswiederholungsschleife an gegenseitigem Spionieren und durch Kampf gelöste Konfrontationen.

Nebenbei tappst noch ein Kriminalkommissar durch die Handlung, der gar nicht so genau weiß was er eigentlich will, und eine Gruppe Verbrecher, angeführt von Klausjürgen Wussow, den die meisten wohl aus der „Schwarzwaldklinik“ kennen. Zu jeder Spionagestory gehören auch Frauen, doch die sind nebensächlich, sind sie doch neben Waffen und der Freude an blanken Fäusten nur das drittliebste Spielzeug der Agenten.

Natürlich rechnet man bei solch einem Film aus nostalgischer Zeit mit keiner hohen Kunst. Die Wahrscheinlichkeit eine kleine verborgene Perle entdeckt zu haben war sehr gering. Aber dass der Schuss bei dieser Rezeptur gleich derart nach hinten los geht war schon enttäuschend. Dann kram ich mir lieber noch einmal einen der schusseligen späten Mabuse-Filme aus, oder greife mit Pennälerfilmen aus dieser Zeit in die Vollen und gebe mich dem ultraharten Nonsens seiner Zeit hin. Aber auf Werke in der Art von „Sechs Pistolen jagen Professor Z“, die aufgrund ihrer Monotonie nicht einmal die reichhaltig vorhandene unfreiwillige Komik zur Blüte bringen können, kann ich gut und gerne verzichten.  OFDb
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