lynx   »   [go: up one dir, main page]

Posts mit dem Label 1930-1939 werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label 1930-1939 werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

23.07.2023

DAS GEHEIMNIS DES DR. MIRAKEL (1932)

"Frankenstein" und "Dracula" liefen bereits, da kam in der frühen Phase des Tonfilms auch eine freie Interpretation von Poes "Mord in der Rue Morgue" (Alternativtitel) in die Lichtspielhäuser und präsentierte erneut Bela Lugosi in der Rolle des Schurken. Der überzeugt wieder einmal herzlich wenig, verliert sich in jener Theatralik, die auch den halben Film umweht, während der Rest des Streifens einen unpassenden humoristischen Touch beschert bekam, was wohl den grotesken Gehalt der Geschichte unterstützen sollte. Was in der Kurzgeschichte Poes Auslöser ist, landet in Robert Floreys Inszenierung im Finale, was die Dramaturgie des Stoffes nicht gerade verbessert. Simpel dümpelt "Murders in the Rue Morgue" (Originaltitel) Standardrezepturen abarbeitend vor sich hin, überzeugt weder mit dem Antrieb des irren Wissenschaftlers, noch mit einer Identifizierung mit den Protagonisten. Einzig der Affe wird relativ überzeugend eingesetzt, zumindest versucht man sich in den realen Tierszenen mit passenden Aufnahmen, dafür dass Mensch und Tier nur selten gemeinsam das Bild teilen, und die Kostümierung künstlicher Tierauftritte wird recht geschickt eingesetzt, gern aus der Ferne gefilmt. Dass hier ein Größenunterschied zu bemerken ist, wäre nur in einem besseren Werk relevant zu kritisieren. Für seine Zeit ist das anständig getrickst. Auch die Hintergründe, die künstlich eine Stadt präsentieren sollen, gehören zu den Pluspunkten, erinnern sie doch ein wenig an die expressionistische Herangehensweise manchem Stummfilms diesbezüglich. "Das Geheimnis des Dr. Mirakel" ist ein arg austauschbares Horrorfilmchen und bereits für seine Zeit zu banal erzählt. Man sieht ihm an, dass er für den Schnellverzehr gedreht wurde, um dem Publikum, heiß gemacht auf Horror, möglichst eilig eine neue Mahlzeit servieren zu können. "King Kong und die weiße Frau" kam anbei erst ein Jahr später heraus.  Wiki

29.05.2023

VAMPYR - DER TRAUM DES ALLAN GRAY (1932)

Die erste von bislang sieben Verfilmungen einer im Zusammenhang mit Hammers Karnstein-Trilogie stehenden Vampirgeschichte, ist ein sehr früher Tonfilm, so dass er sich zu einem guten Teil stilistisch noch wie ein Stummfilm schaut. Wir bekommen Texttafeln beschert, die ab dann durch Buchseiten zum Mitlesen ersetzt werden, wenn tiefer in die Vampirmaterie eingetaucht wird, und wir erleben relativ wenig Dialoge, im Vergleich zu späteren Werken. Die musikalische Untermalung dominiert mehr, als das gesprochene Wort. Schauspielerisch und von der Maske her, schaut "Vampyr" (Alternativtitel) hingegen nicht mehr wie ein Stummfilm aus. Die Vampirthematik wird recht andersartig angegangen. Neben den klassischen Aspekten und einem Stahlpfahl anstatt einem aus Holz, bildet der Vampirismus lediglich das Zentrum, welches andere Absonderlichkeiten beeinflusst. Träume von lebenden Knochenhänden, Schattenwesen, die in der Lage sind Menschen zu töten, außerkörperliche Wanderungen, Blicke verfolgende Totenschädel und ein sich dem Bösen verschriebenen Arzt reichern das Gesamtgeschehen an, während der zentrale Vampirismus überraschend klein gehalten wird. 

Das zeigt sich außerdem in der fast beiläufigen Todessequenz der alles verursachenden Vampirin, während der Tod des menschlichen Verräters am Schluss regelrecht zelebriert wird. Er stellt die wohl morbideste Szene in einem seiner Entstehungszeit geschuldeten noch recht bravem Film da. Dem darf das Happy End mit gemeinsamen Entgegenschreiten ins Sonnenlicht ebenso wenig fehlen, wie der Gottesglaube. Ohnehin positioniert man sich deutlich an die Lebensweise von Glaube und Aberglaube, während die moderne Welt durch den teuflischen Arzt und sein Sterben mittels der modernen, automatisierten Industrie schlecht weg kommt. Das ist eine ungewöhnliche Botschaft für ein derart modernes Medium, wie den Film, und dazu noch für einen, der so früh zur gerade aktuellen Technik des Tonfilms griff. Letztendlich ist besagter Aspekt aber ohnehin nur Deutungssache. Und Herzstück von "Not Against the Flesh" (Alternativtitel) ist ohnehin nicht die mögliche Kritik realistischer Elemente, sondern das Zelebrieren des Übernatürlichen, das Spiel mit Effekten, alles voran der Schattenspielerei, das Entrücken der Wirklichkeit im Darstellen einer Alptraumwelt. 

Da habe ich zwar etwas mehr Effekthascherei erwartet, wie beispielsweise in der phantastisch gearteten Ausnahmeszene in "Geheimnisse einer Seele", und die Vampirthematik wird in Murnaus legendärem "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens" weit gruseliger und intensiver aufgegriffen, nichtsdestotrotz besitzt auch der schlichtere "Adventures of David Gray" (Alternativtitel) seinen Reiz, sowohl erzähltechnisch, als auch filmhistorisch gesehen bei so viel Retrocharme, wie er auszustrahlen vermag. Dass die eigentliche Hauptfigur Allan Gray eigentlich eher Beobachter und Begleiter der von ihm wenig beeinflussten Ereignisse ist, ist ein Einfall mit dem ich sympathisiere. Und dass die Romanze des Streifens nur angedeutet wird, wenn überhaupt derart gewollt (zumal alles nur ein Traum ist, aus dem Esoteriker Allan nicht aufzuwachen scheint), gehört ebenfalls zu den Trümpfen wie "Castle of Doom" (Alternativtitel) erzählt ist.  Wiki

28.07.2022

DIE KLUGE KLEINE HENNE (1934)

Wilfried Jackson durfte den ersten Zeichentrick-Kurzfilm für die Disney-Studios inszenieren, in welchem Donald Duck eine größere Rolle beschert bekam, ohne dabei der Sidekick von Micky Maus zu sein. "The Wise Little Hen" (Originaltitel) lässt ihn (harmonischer als zuvor gezeichnet) dennoch lediglich gleichrangig an der Seite mit einem bösen Schwein als Duo agieren. Beide drücken sich auf der Farm vor der Arbeit. Beim Mais sähen bekommen sie angeblich Bauchschmerzen, bei der Ernte ebenso, und drei Mal darf man raten was deswegen die Pointe ist, wenn der zum Essen verarbeitete Mais verspeist werden soll, und Donald und das Schwein gierig sabbernd mitessen möchten... Man muss kein Genie sein, um diese spießige Pointe zu erraten, und sie passt zu der viel zu biederen Umsetzung, die noch nicht die lockere Herangehensweise hat, die einem an einem Donald-Duck-Cartoon später so oft zu gefallen weiß. "Der kluge kleine Gockel" (Alternativtitel) schaut sich mehr wie ein Belehrungsvideo für kleine Kinder, als wie ein Unterhaltungsfilm im komödiantischen Animationsbereich. Zugegeben, es handelt sich um einen frühen Streifen mit besagter Ente im Zentrum, aber den Bereich der belustigenden Kurzfilme gab es schon seit der Stummfilmzeit, das magere Ergebnis lässt sich also nicht durch die Entstehungszeit entschuldigen. Da das ganze zudem noch fast komplett musikalisch ausgefallen ist, was mir in zu braven Stoffen meist sauer aufstößt, war "Die kluge kleine Henne" definitiv der falsche Stoff für mich. Neben diverser anderer Kurzfilme vor und nach dem hier besprochenen, war Wilfried Jackson auch an der Inszenierung von solch großen Disney-Kinofilmen wie "Peter Pan", "Susi und Strolch" und "Alice im Wunderland" beteiligt.  OFDb

11.04.2020

ZWEI RITTEN NACH TEXAS (1937)

Dass die beiden Komiker Stan Laurel und Oliver Hardy in "Zwei ritten nach Texas" das Genre Western als Grundlage ihrer Komödie wählten, ist eigentlich unwichtig, nutzen sie doch nur wenige Möglichkeiten, die speziell diese Filmrichtung hergegeben hätte. Fast das komplette Szenario wäre auch in einem Nicht-Western-Umfeld möglich gewesen. Eine der Ausnahmen bietet die wundervolle Idee, dass die beiden mit einem Esel anstatt mit einem Pferd unterwegs sind, was optisch tatsächlich zum Schmunzeln einlädt. Mag das Genre auch nicht wirklich genutzt werden, freilich gibt es dennoch genügend zu lachen. Neben den üblichen Albernheiten haben sich einige tricktechnische Besonderheiten eingeschlichen. Wie Stan Ollis Kopf verdreht und dessen Hals in die Länge zieht, wenn dieser mit seinem Schädel in einer Bodenluke feststeckt, ist zum Schreien komisch ausgefallen, kennen die Spezialeffekte doch keine Gnade mit Olli. Auch die herrlich anzuschauende Szene, in welcher sich die beiden in einem Klavier verstecken, der Hausherr ihnen auf die Schliche kommt und beginnt das Musikinstrument zu spielen, bietet im Innenleben des Klaviers einen wundervollen optischen Gag.

Als Stan-Spezial ist diesmal der berühmte Tick mit dem Fingerersatz als Feuerzeug dabei, welches Olli bis zur entscheidenden Pointe stets vergeblich versucht nachzumachen. Ansonsten lebt "Dick und Doof im Wilden Westen" (Alternativtitel) von den Kabbeleien der beiden untereinander und mit anderen, die den Hauptteil des Films einnehmen, während der Rest versucht eine Geschichte vorzugaukeln. Dennoch guckt sich "Im fernen Westen" (Alternativtitel) nicht so episodenhaft wie manch andere Langfilme des Komiker-Duos. Zudem sind zwei Musikszenen enthalten. Mit erster konnte ich nichts anfangen, da ich die Tanzszenen von Stan und Olli nicht als lustig empfinde, was ein Grund war, warum ich auch mit ihrem ersten Langfilm "Hinter Schloss und Riegel" wenig anfangen konnte, der derartige Momente zu häufig integrierte. Anders verhält es sich da bei der zweiten Gesangsszene des hier besprochenen Films, die für ein herrlich albernes Playback Stans genutzt wird, wenn dieser angeblich mal besonders tief und im nächsten Moment mit einer Frauenstimme singt. So infantil das alles auch ist, die Chemie macht's, und da sind die beiden Komiker schon spezielle Talente derartiges in große Komödienkunst umzuwandeln. Mag "Das unterschlagene Testament" (Alternativtitel), den es komischer Weise zudem als "Ritter ohne Furcht und Tadel" alternativ benannt gibt, nicht zu den Highlights des Komiker-Duos gehören, so ist er doch dennoch ein sehenswertes, höchst kurzweiliges Werk, das sich nur kurzfristig gelegentlich ausbremst.  OFDb

29.12.2019

DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE (1933)

Mit "Das Testament des Dr. Mabuse" lieferte Fritz Lang 11 Jahre nach dem Original eine direkte Fortsetzung von "Dr. Mabuse, der Spieler" ab und verhalf dem mystischen Superverbrecher damit in die Welt des Tonfilms. Der Film, der durch den 1960 erschienen "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" zum Mittelteil von Langs Mabuse-Trilogie wurde, zeigt uns die Titelfigur in einem unheimlichen Zwischenzustand aus geistig abwesend und geniale Aufzeichnungen hinterlassend. Das Mysterium um sein Genie wird somit verstärkt, gewisse Horrorelemente fließen mit in die Kriminalfilm-Handlung ein. Dennoch bleiben die Hintergründe aller Geschehnisse am Ende Interpretationssache des Zuschauers. An der Gedankenkraft des Verbrechers ließ schon der Stummfilm keinen Zweifel über. Aber ob es dem Schurken gelungen ist vor seinem Tod den Körper zu wechseln, oder ob Mabuse es lediglich zu Lebzeiten schaffte seinen behandelnden Arzt irrsinnig zu machen, wird nie ganz klar. Ansonsten spielt Lang offen mit einer Geschichte, die man auch rätselhafter hätte erzählen können. Man wird schnell eingeweiht, darf der Polizei beim Rätseln zusehen und verzweifelte Verbrecher, die gerne jener Organisation den Rücken kehren würden, aus der man nur tot entkommt.

Trotz offener Karten gelingt Fritz Lang ein enormer Spannungsbogen, u.a. weil Mabuse ein übermächtiger Gegner zu sein scheint. Zudem dient ihm die mit nur wenig Spielzeit gesegnete Titelfigur für politische Parallelen, erzählen die niedergeschriebenen Gedanken des Geisteskranken doch von der Idee einer Herrschaft des Verbrechens, von einer Gesellschaft die geängstigt gelenkt werden muss, um sich zur vollen Entfaltung entwickeln zu können. Es braucht nicht verwundern, dass mit dem Beginn des Nationalsozialismus "Das Testament des Dr. Mabuse" noch vor einer öffentlichen Vorführung verboten wurde und stattdessen seine Ur-Aufführung im Ausland erhielt. In Deutschland sollte der Film erstmals in den 50er Jahren zu sehen sein, seine Parallelen einer Kritik des Hitler-Regimes sind unübersehbar. Reizvoll sind die Pläne auf dem Weg zu dieser Herrschaft ausgefallen: das bewusste Hinführen zu einer Inflation, das Vergiften des Wassers und das Ausüben sinnloser Verbrechen, die keinem nützen, rein der Panik wegen, die diese Taten auslösen würden. So faszinierend sich gerade das Gelingen dieses Szenarios schauen würde, Lang begnügt sich mit den Anfängen dieser Taten, bevor der Schurke gestoppt werden kann - unabhängig von polizeilichem Einfluss auf die selbe Art wie einst. Der Wahnsinn hat den Verbrecher eingeholt.

Trotz der absichtlich politischen Parallelen verschreibt sich "Das Testament des Dr. Mabuse" vordergründig erneut dem Unterhaltungsfilm. Ebenso wie sein Vorgänger, so bietet auch der hier besprochene Grusel-Krimi erst auf analytischer Ebene mehr Tiefgang, als es zunächst scheint. Letztendlich weiß der oft noch mit Stummfilm-Methoden abgedrehte Film auf beiden Ebenen zu funktionieren, zeitgleich z.B. dann wenn Mittäter erkennen, auf was sie sich nach relativ harmlosem Einstieg tatsächlich eingelassen haben. "Dr. Mabuses Testament" (Alternativtitel) ist stilsicher und professionell erzählt, was man allein daran sieht, dass er sich mystisch und unheimlich guckt, obwohl er mit den meisten Rätseln offen spielt. Auf dramaturgischer Ebene kann er mit dem Vorgänger nicht mithalten, das Genre des Dramas kommt eher bemüht dargeboten daher. Da es sich nie in den Mittelpunkt drängt, schadet dies dem Gesamtfilm jedoch nicht.  OFDb

25.08.2019

ALICE IM WUNDERLAND (1933)

Nach "Alice im Wunderland" aus dem Jahr 1903 und dem "Alice im Wunderland" von 1915, ist Norman Z. McLeods "Alice im Wunderland" die dritte Verfilmung des Stoffes von Lewis Carroll und erstmals als Ton- und Langfilm umgesetzt. Entgegen der Warnung des Drehbuchautors Joseph L. Mankiwiecz, dass man den Film überfrachten würde, wenn man die beiden Bücher "Alice im Wunderland" und "Alice im Spiegelland" vereinen würde, tat man genau dies zur Erschaffung einer Produktion, die Erfolg versprechen musste, um das Produktionsstudio vor dem finanziellen Untergang zu bewahren. Dementsprechend steckte man alles was ein Film dieser Zeit bieten konnte, in diesen hinein, und so mangelt es dem fertigen Werk nicht an einfallsreichen Kostümen, aufwendigen Spezialeffekten und kleinen Gimmicks, wie beispielsweise einer kurzen Zeichentricksequenz, und ebenso wenig an damaligen Stars (sowie zukünftiger wie Gary Cooper und Cary Grant), dafür aber am nötigen Charme, welcher der kühlen Kalkulation der Geldmacher leider weichen musste.

In Deutschland ist der Film in einer gut ausgestatteten, mit informationsreichem Beiheft bereicherten, DVD-Veröffentlichung erschienen, welche auf dem Cover dieser ersten Großproduktion des Stoffes behauptet, sie sei die radikalste, düsterste und surrealste Version, die zu dem Thema je entstanden wäre. Nichts davon entspricht der Wahrheit. Mit diesem Werbetrick sollen die Makel des Streifens schöngeredet werden, allen voran der fehlende rote Faden. "Alice in Wonderland" (Originaltitel) ist ein willkürlich zusammengeschustertes Werk, in welchem Alice hektisch von einem Sehwert zum nächsten hüpft und dabei die einzelnen Kapitel oftmals nur angedeutet erlebt, so als würde man vom Publikum erwarten die Buchvorlage zu kennen, um alles verstehen zu können. Das fällt bei den nicht weiter vertieften angemalten Rosen ebenso auf, wie beim kurz darauf folgenden Kroketttournier. Selten widmet man einem Augenblick die nötige Aufmerksamkeit, geschieht dies in der Ausnahme aber doch, wie in der Begegnung mit Hampti Dampti, sowie in der Szene mit dem reitenden Erfinder geschehen, entstehen sehenswerte und lustige Szenen, die das Absurde des Buches in ihren herrlich wirren auf Pseudologik getrimmten Dialogen zu übertragen und damit zu gefallen wissen. Aber derartige Momente sind rar gesät innerhalb einer Herangehensweise, die sich nicht um Charakterentwicklung und/oder einer zusammenhängenden Geschichte kümmert, sondern stattdessen episodenhaft und zusammenhanglos dargeboten von einem Kapitel zum nächsten hüpft.

Klar kann man sich das mit den auf der DVD betonten Adjektiven schön reden, auf diese kalkulierte, seelenlose Art will sich jedoch keine stimmige Atmosphäre und kein Charme für das Dargebotene offenbaren. Was nutzen da die wirklich toll anzuschauenden Kostüme und die einsamen Höhepunkte des Streifens, wenn "Alice im Wunderland" zu einem anstrengenden Mix aus Kitsch und Absurdem wird und damit zu einer ärgerlich anzuschauenden Angelegenheit, die beweist wie früh in Großproduktionen schon jene Fehler begangen wurden, die auch im heutigen Hollywood noch zu verärgern wissen? Norman Z. McLeod ist als Routinier seines Faches, u.a. nach zwei Marx Brothers-Filmen, mit diesem Werk um die kleine Alice nichts Außergewöhnliches geglückt, bis 1960 sollten noch viele Regiearbeiten von ihm folgen, bevor seine Karriere endete. Wie erfolgreich "Alice im Wunderland" seinerzeit lief weiß ich nicht. Von "Reise zum Mond" bis zum heutigen Blockbuster-Kino reißt sich das Publikum um Spezialeffekte, es mag also sein, dass der zumindest in diesem Bereich punktende hier besprochene Film tatsächlich die Masse zu begeistern wusste, ich sichte aber dann doch lieber zum x-ten Mal den 6 Jahre später entstandenen "Das zauberhafte Land", der bekannter Weise einige Parallelen zur Geschichte um Alice in ihrem Wunderland besitzt. Der war auch eine Großproduktion, aber eine deren Macher wussten wie man ein gutes Ergebnis zaubert. Zumindest scheint die hier besprochene cineastische Version von Carrolls Büchern den damals ausgebooteten Konkurrent Disney für dessen 1951 erschienenen Zeichentrickversion inspiriert zu haben, besitzt sie doch einige, von der Buchvorlage unabhängige, Parallelen zur dritten Verfilmung. Hätten die Disneystudios den Zuschlag bereits 1933 erhalten, wäre anbei ein Zeichentrickfilm mit einer als Mensch besetzten Alice dabei herausgekommen.  OFDb

01.05.2018

EMIL UND DIE DETEKTIVE (1931)

Erich Kästners beliebtes Kinderbuch "Emil und die Detektive" wurde bislang fünf mal verfilmt (3 mal in Deutschland und je ein mal in England und den USA). Gerhard Lamprechts Version aus dem Jahr 1931 ist die erste und überrascht Nichtkenner dieser Zeit mit dem lockeren Grundton einer aufgeklärten Zeit und kecken Kindern mit ebenso frecher Zunge wie heutzutage. Besonders der vergleichsweise dunkle Grundton im Gegensatz zu den fröhlicheren anderen Verfilmungen weiß zu gefallen. Mag "Emil und die Detektive" auch nicht so düster ausgefallen sein wie der 50er Jahre "Peterchens Mondfahrt", die Art wie der Fremde, gespielt von Stummfilm-Legende Fritz Rasp, eingeführt wird, dürfte Emils Unbehagen stark verinnerlichen, möchte man dem unangenehmen Knilch doch auch als Erwachsener nur ungern gegenüber sitzen. Ansonsten ist der Film aber auch mit weichgekochten Augen von heute kindgerecht ausgefallen und weiß zu gefallen.

Ich habe die 50er Jahre-Verfilmung des Stoffes zuvor gesehen und kenne die Buchvorlage nicht, so dass Lamprechts Version zusammengestrafft wirkt, läuft sie doch schließlich auch nur 69 Minuten. Aber alles was wichtig ist ist drin, unverfälscht wirkend im Gegensatz zur 1964er und 2001er Version, wofür ein Blick auf derer Trailer reicht, biedern sie sich doch beide unangenehm auf unterschiedlichem Wege ihrem Zeitgeist an, wohingegen die hier besprochene Version, die zwei Jahre nach Erscheinen der Buchvorlage gedreht wurde, geradeaus das erzählt, was es zu erzählen gibt, sich darauf verlässt dass die Geschichte der Vorlage Stärke genug ist und lässt ohne neumodischen Schnickschnack Kinder einfach Kinder sein. Dementsprechend echt wirken die kleinen Stars, aber das ist ebenso der Fall bei der Großmutter und anderen Randfiguren, so dass Rasps düster schelmisches Spiel des Diebes inmitten normal agierender Mitspieler um so mehr wirken kann.

Mit Vergleich der anderen Versionen des Stoffes gewinnt die Verfilmung von Gerhard Lamprecht, der es von 1920 bis 1958 auf 64 Filme schaffte (darunter "Meines Vaters Pferde", "Die Buddenbrocks" und "Madonna in Ketten") an zusätzlichem Sehwert, gerade mit Blick auf die ebenfalls gelungene 50er Jahre-Version, eben weil beide ihre Vorzüge besitzen, die hier besprochene Verfilmung durch sie zwar keine Schwächen erhält, aber fehlende Möglichkeiten offenbart, ganz zu Schweigen vom verschiedenen Zeitgeist mit Blick auf das Vorkriegs-Berlin und dem Nachkriegs-Berlin besagter dritter Verfilmung. Aufgrund seiner Enstehungszeit hinterlässt auch der bittere Gedanke wie es zwei Jahre später in Deutschland zugehen sollte, eine dunkle Wolke über dem eigentlich freiheitsbejahenden und mündigen Grundton der Geschichte, was sich zumindest bei mir nicht so einfach abstellen ließ, gerade mit Blick auf die fröhlichen Kindergesichter.

Die Ruppigkeit der Kinder untereinander kommt in der ersten Verfilmung deutlicher zum Vorschein, gerade mit Blick auf den Kampf um die Anerkennung von Pony Hütchen, der einzigen Mädchenrolle der Geschichte, deren Umgang diesbezüglich weit ehrlicher erscheint als in moralischer bedeckten Versionen. Dass dieses beiläufige Thema trotzdem völlig kindgerecht bleibt, zeigt umso mehr wie unnötig das Drumherumreden solcher Empfindungen in Konkurrenzprodukten ist und lässt "Emil und die Detektive" auch in diesem Punkt besonders ehrlich und authentisch erscheinen. Dass die Buchvorlage auf jeglichem phantastischem Schnickschnack verzichtet, unterstreicht eine solche Wirkung freilich.  OFDb

02.04.2018

DER WERWOLF VON LONDON (1935)

Sechs Jahre bevor die Universal Studios den heute noch berühmten Monsterfilm "Der Wolfsmensch" produzierten, versuchte sich besagtes Studio bereits am Werwolf-Thema. Der bei uns unter dem Titel "Der Werwolf von London" erschienene Film macht einiges richtig, was sein prominenterer Vertreter später falsch machen sollte. So ist die Hauptrolle wesentlich überzeugender besetzt, und das Werwolf-Kostüm weiß trotz seiner stark menschlichen Reduzierung weit mehr zu gefallen, als jenes aus dem mit "Frankenstein trifft den Wolfsmenschen" fortgesetzten Streifen. Selbst die Verwandlungssequenz weiß weitaus mehr zu überzeugen, was an der gelungenen Umsetzung Stuart Walkers liegt, der eine weit weniger aufwendige Verwandlungsmethode durch das Fortbewegen des Mutierenden interessant gestaltet. Stets läuft er hinter Mauern und Gegenständen umher, und wenn er wieder auftaucht, ist er ein Stück mehr verwandelt. Das weiß zu gefallen.
 
Zudem wurde ein nicht wirklich nötiger Aspekt der Geschichte mit Liebe zum Detail gestaltet, und dies ist die zu untersuchende exotische Blume des Botanikers, die recht glaubwürdig getrickst wurde, wenn auch durch die nostalgische rosa Brille betrachtet. Getoppt wird sie jedoch durch eine weitaus ungewöhnlichere, da monströse, Pflanze, die uns während einer Party bei ihrer Fütterung gezeigt wird, wenn sie einen Frosch verschlingt. Dieses Gewächs ist derart mysteriös gestaltet, dass sie einen eigenen Horrorfilm verdient hätte. Tricktechnisch war sie weit überzeugender gestaltet als die olle Palme aus dem 60er Jahre-Streifen "Das Geheimnis der Todesinsel", ganz zu schweigen von den Horrorbäumen aus "Verhängnisvolle Fracht" oder "From Hell it Came". 

Inhaltlich konzentriert man sich parallel zum Werwolfsaspekt mit der Ehe des Wissenschaftlers, die sich aktuell trotz gegenseitiger Liebesbekundung in keinem guten Zustand befindet. Der Besuch jenen Jugendfreundes der Ehefrau, der schon immer Gefühle für sie hegte, macht die Situation freilich nicht besser, zumal die emanzipierte Frau sich von ihrem Ehemann nicht verbieten lässt Zeit mit diesem lieb gewonnenen Freund zu verbringen. Stets unternehmen die beiden etwas alleine, da Dr. Glendon bei Nachtaktionen, aus Angst seine Gatting zu töten, nicht teilnehmen kann. Die Ahnungslosigkeit der Ehefrau führt zur Wut aufgrund der angeblichen Vernachlässigung, was den Jugendfreund hoffen lässt, der behauptet das junge Ding nie so unglücklich erlebt zu haben wie es aktuell der Fall ist.

"Unholy Hour" (Alternativtitel) ist in seiner Inszenierung nicht immer so rund ausgefallen, wie es zur ersten Hälfte scheint. Zwar schreitet die Geschichte bei gutem Tempo vorwärts, doch verwundert bereits ein nicht Einlösen der Werwolfregeln ziemlich früh, wenn es heißt der Wolfsmensch würde hauptsächlich jene töten, die er liebt. Trotzdem trifft es stets wen Fremdes. Mehr als einen Toten die Nacht benötigt der Dämon im Manne nicht, dadurch bleibt das Treiben trotzdem halbwegs glaubwürdig, trotzdem fragt man sich warum eine solche Regel benannt wird, welche dem klassischen dramaturgischen Ablauf, der obligatorisch die Ehefrau zum vermeintlichen letzten Opfer machen muss, im Wege steht und aus genau diesem Grund auch nicht befolgt wird.

Letztendlich ist dieser Kritikpunkt Kleinkrämerei, damit kann man leben, aber leider ist "Werewolf of London" (Originaltitel) in seiner zweiten Hälfte nicht mehr ganz so gut erzählt wie zuvor. Der dramatische Aspekt wird nicht intensiv genug herausgearbeitet, manche zwischenmenschlichen Dialoge wirken zu aufgesagt im Theaterstil umgesetzt, und letztendlich fehlt es an atmosphärischen Settings, welche dem in vielen Punkten schwächeren "Der Wolfsmensch" seine Sympathien bescherte. Somit ist "Der Werwolf von London" trotz all seiner Vorzüge weder ein besserer, noch ein schlechterer Horrorbeitrag des klassischen Werwolfsthemas geworden, was im Zuge der Berühmtheit des Vergleichsfilmes jedoch bedeutet, dass es etwas traurig ist, dass so wenigen Menschen der hier besprochene Streifen ein Begriff ist.  OFDb

25.02.2017

DIE KLOTZKÖPFE (1938)

Wenn man einem Film von Laurel und Hardy Episodenhaftigkeit und das Fehlen einer echten Geschichte vorwerfen darf, dann ist es „Die Klotzköpfe“, der fast ständig nur von Nebensächlichkeiten erzählt. Zunächst erleben wir Stan im Schützengraben, der 20 Jahre lang das Kriegsende verpennt hat, dann, zumindest noch auf diese Idee aufbauend, sucht Olli ihn im Heim für Soldaten auf und glaubt sein Freund würde nur noch ein Bein besitzen. Dann erweist sich die Heimfahrt mit einem Auto als tückisch, schließlich auch der Gang 13 Stockwerke nach oben, da der Fahrstuhl kaputt ist. Eine Schlägerei, Schattenspiele und das Anlegen mit einem Vater und seinem Sohn sorgen dafür, dass es immer wieder rauf und runter geht, man in der Wohnung so schnell also nicht ankommt. Doch mal dort angekommen gibt es zunächst Ärger mit der Ehefrau, dann mit der Küche und schließlich auch mit der Eifersucht eines Mannes von nebenan, der Großwildjäger ist.

Selten war mir der Zustand keine echte Geschichte erzählt zu bekommen so egal wie im hier vorliegenden Fall, ist „Blockheads“ (Alternativtitel) doch einer meiner absoluten Lieblingsfilme des berühmten Komiker-Duos, so sehr wie hier der Wahnsinn herrscht und eine gute Idee an die nächste gereiht wird. Im Schützengraben bei Stan lauern Witze, die einem über 50 Jahre später in „Die nackte Kanone“ unglaublich modern vorkamen. Kleine Ideen, wie ein viel zu schnell nach unten rasender Fahrstuhl, und große choreographische Szenarien, wie Hardys Hilfe Laurel gegenüber, der fälschlicher Weise für einen Invaliden gehalten wird, wechseln sich gut ineinander greifend ab und lassen dem Zuschauer kaum Zeit zum Luftholen, so viel wie es hier zu lachen gibt.

Und wenn man glaubt man hat alles gesehen, dann darf die Nachbarin sich aufgrund mangelnder Verstecke gegen Ende noch als Sessel tarnen, der stets auf Laurel einschlägt, wenn dieser, nicht eingeweiht, versucht sich auf den angeblichen Sessel zu setzen. Typische Laurel-Spinnereien wie das Rauchen einer Pfeife, bei welcher die eigene Hand zur Pfeife wird, oder das Herunterziehen des Schattens einer hochstehenden Jalousie, dürfen ebenso wenig fehlen wie seine Tolpatschigkeit, Ollis Neigung aufgrund von Überheblichkeit im Chaos zu landen und jeglichen weiteren Running Gags, die sich aus etlichen (Kurzfilm)-Jahren Dick und Doof entwickelt haben.

Die beiden Komiker agieren in bester Laune, blödeln hemmungslos albern und gekonnt vor sich hin und beweisen einmal mehr ihre Grenzenlosigkeit in Bezug auf ihre Themenvielfalt. Bittere Themen wie der Krieg umgehen sie nicht. Und auch die Beobachtungsgabe aktueller Geschehnisse fehlt nie. Diesmal veralbern sie eine damals frisch aufgekommene Umgangssprache, was für einige Wortspielereien sorgt, die man ohne diese Kenntnis heutzutage meist nicht mehr versteht. Dem Film tut dies freilich keinen Abbruch, wird dieser Bereich unter vielen in „Lange Leitung“ (Alternativtitel) doch nur nebenbei eingebaut, während um Stan und Olli herum das gewohnte Chaos tobt.

Das Fehlen einer Geschichte sollte neugierige Zuschauer nicht davon abhalten „Block-Heads“ (Originaltitel) einmal zu sichten, bietet er doch wahre Höhepunkte im Schaffen von Oliver Hardy und Stan Laurel, also von zwei Schauspielern, die ohnehin durch ihr enormes Können zu Humorlegenden wurden. „Die Klotzköpfe“ schaut sich wie eine Aneinanderreihung diverser Kurzfilme mit leichtem Bezug zueinander, und irgendwann ist er auf diese Art auch ganz plötzlich vorbei, ohne dass es tatsächlich eine Art von Schlussstrich gibt. Darüber kann sich aber nur jener ärgern, der mit der Komik des Duos nichts anzufangen weiß. Das sind dann aber meistens Menschen, welche die Komik der beiden ohnehin nur als albern und substanzlos empfinden, und die Meinung von Leuten mit solchem Mangel an Beobachtungsgabe ist mir ohnehin ziemlich egal.  OFDb

DIE WÜSTENSÖHNE (1933)

Dass „Die Wüstensöhne“ zur Bestzeit des Komiker-Duos Stan Laurel und Oliver Hardy entstand, merkt man sofort. Die Geschichte und der in ihr zelebrierte Slapstick könnte klassischer kaum ausfallen, so professionell wie hier herumgealbert wird, so als würde man einem Best Of ihrer Kurzfilme beiwohnen. Direkt in der ersten Szene dürfen die beiden ein ernstes Szenario mit ihrem Chaos aufbrechen, so wie sie es in der Operettenverfilmung „Hände hoch - oder nicht" noch im selben Jahr perfektioniert haben. Danach folgt schließlich klassischer Slapstick mit fliegendem Geschirr, dem Hineinplumpsen in einen Behälter voll Wasser und ähnliches. Wenn die Heimat endlich verlassen wird dürfen sich noch andere Spaßmacher um das Duo herum gesellen und ebenfalls Lustigkeit verbreiten.

Wer die Filme, und somit auch das hier besprochene Werk, einzig auf seinen Klamaukgehalt reduziert, tut den Komikern Unrecht. Nicht nur dass wir hier gut einstudierte Choreographien präsentiert bekommen, auch das Spiel mit den Klischees um Männer und Frauen und der stets zeitgenössische Blick, diesmal zentral in der Parodie auf Geheimbünde vorzufinden, die zu besagter Zeit hoch modern waren, zeigen durchaus dass hier per Übertreibung das Leben reflektiert wird und man das Chaos in sehr überlegtem Rahmen ansiedelt, im Gegensatz zu geistlosen Konkurrenzprodukten. Dick und Doof werden ihren deutschen Kosenamen nicht gerecht, so vereinfacht wie durch sie dargestellt findet die Komik der beiden Filmstars eben nicht statt, auch wenn es oberflächlich zunächst so wirken mag.

Wie so ziemlich jeder Langfilm der Beiden, so kann auch „Sons of the Desert“ (Originaltitel) nicht verheimlichen, dass Laurel und Hardy ihre Karrieren im Kurzfilmbereich begonnen haben. Zwar wird hier im Vergleich zu „Die Klotzköpfe“ und Co noch relativ gekonnt eine längere, zusammenhängende Geschichte vorgetäuscht, aber letztendlich drittelt auch diese sich in einzelne Episoden, die eher dünn beieinander gehalten werden.

Schaden tut dies den Filmen nicht, die mit 50 - 60 Minuten stets leicht verdaulich bleiben, und da „Fraternally Yours“ (Alternativtitel) ein flottes Tempo mit nur wenigen winzigen Durchhängern bietet, ist für beste Stimmung gesorgt, so sehr wie die beiden Schauspieler in Hochform agieren. „Die Wüstensöhne“ gehört zu den Pflichtfilmen des Komiker-Duos, die man gesehen haben muss, um zum Thema Dick und Doof sinnvoll mitreden zu können.  OFDb

01.02.2017

DAS GEHEIMNIS DES WACHSFIGURENKABINETTS (1933)

Michael Curtiz ist ein Regisseur der seine Karriere in den 10er Jahren während der Stummfilmzeit begann. In den 30er Jahren schuf er manchen Klassiker wie „Dr. X“ und „Robin Hood, König der Vagabunden“, in den 40er Jahren schuf er den noch heute hochgeschätzten „Casablanca“. Innerhalb seines reichhaltigen Schaffens von über 100 Filmen (er drehte bis in die 60er Jahre hinein) stößt man u.a. auch auf den hierzulande trotz zwei namhafter Remakes relativ unbekannten „Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts“, der in der Masse an Gruselfilm-Klassikern vielleicht nicht sonderlich herausragt, aber durchaus gekonnt zu unterhalten weiß.

Wie so oft in Filmen dieser Dekade funkelt noch die ein oder andere an Stummfilme erinnernde Sequenz durch, während man ansonsten versuchte einen recht modernen Touch zu schaffen. Der Held ist eine emanzipierte und nicht auf den Mund gefallene Frau, das Szenario geht relativ brutalen Ideen nach, auch wenn diese nur in der Fantasie des Zuschauers aufkeimen und nicht vor der Kamera ausgeführt werden, und provokativ betont man an einer Stelle, die hier für Unruhen sorgende Kreatur sähe schrecklicher aus als „Frankenstein“, die Kreatur jenes Klassikers, der den Lugosi „Dracula“ beerbte, mit welchem die Horrorwelle in den USA der 30er Jahre überhaupt erst gestartet wurde.

Mit solch einem Vergleich lehnt man sich etwas weit aus dem Fenster, „Wax Museum“ (Alternativtitel) ist wie erwähnt kein großes Ereignis, aber letztendlich passt diese Aussage zur ewig plappernden Heldin, die kess, vorwitzig und eine gute Schnüfflerin ist, und die Polizisten dieses Grusel-Krimis wie Laien aussehen lässt. Nicht nur dies provoziert für seine Zeit. Ungewöhnlich ist es auch zu nennen, dass es Richtung Finale nicht der Heldin ans Leder geht, sondern einer Nebenrolle. Die wird freilich dann doch von einem Mann gerettet, was den restlichen Emanzipationsgedanken des Streifens aber keinesfalls schwächeln lässt, zumal sich die Frauenfiguren hier wesentlich moderner schauen als in Werken der 50er und 60er Jahre.

Die Geschichte ist schnell zu durchschauen, aber das wird sie eigentlich ohnehin von Anfang an von der Heldin, so dass wir lediglich an ihren Untersuchungen teilnehmen das was vermutet wird zu beweisen. Zwar lenkt der Film mit einem falschen Täter ab, aber spätestens durch die Remakes „Das Kabinett des Professor Bondi“ und dem umstrittenen „House of Wax“ mit Paris Hilton wissen wir wer tatsächlich die Fäden zieht, auch wenn alle drei Verfilmungen völlig unterschiedlich ausgefallen sind. Aufgrund der Vorgeschichte, die 12 Jahre vor der Hauptstory startet, weiß man einfach viel zu schnell wer der wahre Schurke in „Wachsfigurenkabinett“ (Alternativtitel) ist, der hierzulande nur als Bonusfilm auf der DVD des ersten Remakes auf besagtem Medium veröffentlicht wurde.

Die Stimmung ist aufgrund der absichtlich lustigen Wortwechsel zwischen Reporterin und Chef nicht so düster ausgefallen wie in manch anderem Werk. Ohnehin fehlt es „Mystery of the Wax Museum“ (Originaltitel) an einem wirklich funktionierenden Spannungsbogen. Aber letztendlich ist die Geschichte ein Hingucker für sich, aufgrund der Themenvariationen seit damals sicherlich auch aus historischer Sicht, und da das Werk mehr Grusel-Krimi als wahrer Horrorfilm ist, geht es schon in Ordnung dass er sich „nur“ unterhaltsam, bzw. amüsant, anstatt gruselig guckt. Wer nicht zu viel erwartet, bekommt einen charmanten Klassiker serviert - nicht mehr und nicht weniger.  OFDb

02.06.2016

DER HEXER (1932)

Im Gegensatz zu dem ein Jahr zuvor erschienenden Edgar Wallace-Krimi „Der Zinker“ kommt „Der Hexer“ wesentlich unverkrampfter und damit unterhaltsamer daher als sein Vorgänger. Die Zusammenkunft verschiedenster interessanter Charaktere sorgt zwar nicht für ein vielfältiges Mörderraten, dafür kommen zu wenige Personen in Frage, um so überraschter darf man dann aber doch sein wer sich als Hexer entpuppt. Und bis es zur Auflösung kommt sorgt besagte Charaktervielfalt für einen unterhaltsamen Weg zum Ziel.

Carl Lamacs Werk war nach „Der Würger kommt um Mitternacht“ aus dem Jahre 1931 bereits die zweite Verfilmung des mittlerweile sieben mal verfilmten Stoffes, von welchem die deutsche Produktion aus dem Jahre 1964, unter der Regie von Alfred Vohrer, wohl die berühmteste sein dürfte. Die hier besprochene Version steht dem nicht in vieles nach. Zwar mag „Der Hexer“ der letzte seit der Stummfilmzeit gedrehte ernste deutsche Kriminalfilm nach einer Vorlage von Edgar Wallace sein bevor 1959 mit „Der Frosch mit der Maske“ die berühmte Rialto-Reihe begann (1934 entstand lediglich noch eine mit Kriminalfilm-Elementen spielende Komödie unter dem Titel „Der Doppelgänger“), leicht humoristische Ansätze hat aber auch er zu bieten, gerade was die Rolle des Kleinganoven Hackitt betrifft.

Durch sein durch die Stummfilmzeit geprägtes fast schon comicartig diabolisches Spiel fällt in erster Linie jedoch Fritz Rasp in den Vordergrund, auch wenn er lediglich eine große Nebenrolle spielen darf. Wie er den zwielichtigen Anwalt Meister verkörpert ist bereits das Einschalten wert, und es tat gut ihn zudem in der besten Szene des Streifens erleben zu dürfen, wenn der Hexer ihm erfolglos nach dem Leben trachtet in einer verspielten Licht- und Schattensequenz, in der deutlich wird, dass die Zeit des Stummfilms erst vor kurzen vom Tonfilm abgelöst wurde.

Dies merkt man allerdings bereits in der allerersten Szene, wenn die Tote aus der Themse gefischt wird und es einige Zeit dauert bis auch der Ton seinen Platz im Film findet. Dieser ist ebenso wie die Bildqualität auf einem relativ niedrigen Niveau (wobei „Der Zinker“ sich diesbezüglich anstrengender anhörte), das liegt aber auch daran dass „Der Hexer“ viele Jahrzehnte als verschollen galt und die einzig bislang wiederentdeckte Kopie schon derart zerstört war, dass sie selbst nach der Restaurierung noch einige Schäden aufwies. Als vielseitig interessierter Cineast nimmt man diese Makel freilich gern in Kauf, ist Lamacs Version des so oft verfilmten Stoffes doch sowohl ein interessantes Zeitdokument als auch ein kurzweiliger Kriminalfilm den man sich als Vergleich zu Vohrers Version nicht entgehen lassen sollte.  OFDb

29.05.2016

DER ZINKER (1931)

Bereits zur Stummfilmzeit wurden Romane von Edgar Wallace verfilmt, und auch die Deutschen mischten schon lange vor dem Start der Rialto-Reihe von 1959 mit. Eine dieser frühen Verfilmungen, zu Zeiten entstanden in denen der Tonfilm eine noch relativ neumodische Erscheinung in den Kinos war, ist Carl Lamacs „Der Zinker“, der stark überarbeitet 1963 noch einmal in Deutschland verfilmt wurde. Diese erste Verfilmung, die nur wenige Jahre nach der Veröffentlichung des Kriminalromans von Wallace gedreht wurde, ist den ersten Filmen der Rialto-Reihe sogar recht ähnlich.

Zwar ist die Kommissarenfigur eine autoritäre, grummelige Gestalt mit der nicht zu spaßen ist, und damit alles andere als das späte Bild vom schelmisch kumpelhaften Ermittler, aber so dominant wie manche Inhaltsangabe uns glauben machen will ist die Figur innerhalb der Geschichte ohnehin nicht vertreten, interessieren sich die Verantwortlichen dieser 30er Jahre Verfilmung doch viel mehr für die Unterwelt und ihre mal mehr und mal weniger ehrbar zwielichtigen Gestalten. Und dank der klassisch naiven Trennung zwischen Gut und Böse ist zumindest dieser Blickwinkel, der Hauptaspekt des Streifens, den ersten Rialto-Werken nicht unähnlich.

Wer wie ich relativ wenig im deutschen Kino vor 1950 zu Hause ist, der darf erstaunt sein über die Moderne der dort dargestellten Gesellschaft und darüber wie bereits jeglicher gesellschaftliche Figurentyp vertreten ist, wie es ihn auch heutzutage gibt. Das Klischee der verbohrten und verspießten Deutschen, die kurz darauf in die Hände der Nazis fielen, wird nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil darf man erleichtert feststellen dass sich heute wie damals an der Vielschichtigkeit von Mentalitäten und Moral nicht viel verändert hat.

Von dem spannenden Zeitzeugnis trotz der fiktiven Geschichte einmal abgesehen, ist „Der Zinker“ jedoch recht routiniert ausgefallen. Viele Verdächtige gibt es nicht, so dass man relativ schnell auf die Auflösung kommen kann, die für seine Zeit mit recht spektakulären Szenen umgesetzt wurde. Ansonsten dümpelt der Kriminalfilm aber mal mehr mal weniger interessant vor sich hin, ohne dass man eine wirkliche Bindung zu einer der Figuren aufbauen könnte.

„Der Zinker“ kommt recht steif daher, ist dabei nicht so unterhaltungsfeindlich ausgefallen wie die deutsche 1937er Jahre-Version von „Der Hund von Baskerville“, aber sehenswert sieht anders aus. Der Aufhänger der Geschichte geht als interessant in Ordnung, und ein neuer auf alt getrimmter Soundtrack erleichtert den Zugang zu dem Stoff, der kann sich hören lassen. Letztendlich ist jedoch alles zu unspektakulär ausgefallen um nennenswert aus der Masse der damaligen Produktionen herauszuragen. Erst der Vergleich zu den späteren deutschen Wallace-Verfilmungen macht „The Informer“ (Alternativtitel) interessant. Für durch die Jahrzehnte wandernde Cineasten ist der Streifen somit zumindest theoretisch einen Blick wert. Aber etwas mehr habe ich von dem lange Zeit verschollen geglaubten Film dann doch erwartet.  OFDb

28.05.2016

DER DOPPELGÄNGER (1934)

Diese Krimi-Komödie, die dominanter Komödie als Kriminalfilm ist, basiert auf einer der Arbeiten von Edgar Wallace und wurde von E.W. Emo umgesetzt, der seit der 20er Jahre leichte Stoffe verfilmte und bis in die 50er Jahre hinein als Regisseur tätig war und dabei etliche Filme mit Theo Lingen in der Besetzung umsetzte. Der ist auch im hier besprochenen Werk in der Rolle des ängstlichen Detektivs dabei und darf von allen Beteiligten am meisten herumalbern, während der restliche Film einer eher seichteren Komik nachgeht.

„Der Doppelgänger“ ist ein leichtfüßiger Vertreter der Gattung Verwechslungs-Komödie und schaut sich aufgrund der im Mittelteil konzentrierten Beschränkung auf nur wenige Zimmer im selben Haus wie ein für den Film umgeschriebenes Theaterstück. Wer also aufgrund der literarischen Vorlage von Edgar Wallace einen Krimi-Plot erwartet wie ihn die frühe 60er Jahre-Rialto-Reihe bot oder die 30er Jahre-Verfilmungen „Der Zinker“ und „Der Hexer“, der wird nicht wirklich glücklich werden mit dem Stoff, vorausgesetzt er kann sich nicht umorientieren und auch Freude an einer verspielten Komödie haben, die durchaus ihre einfallsreichen Momente besitzt.

Relativ kurz nach der Entstehung des Tonfilms gedreht weist die Akustik noch einige Mängel auf. Und aufgrund seines Alters fehlen dem Werk auch Teile des Filmmaterials und des dazugehörenden Tons. Ein großer Wurf ist Emo mit „Der Doppelgänger“ nicht gelungen. Er wird nicht zur Pflicht für interessierte Cineasten. Aber als lockerleichte Komödie weiß das Lustspiel sehrwohl zu gefallen, vorausgesetzt man erwartet nicht zu viel und kann sich mit dem Grundlagenprogramm eines solchen Filmes zufrieden geben.

Manches Mal überrascht das Drehbuch mit einfallsreichen, besonders lustigen Sequenzen. Und gerade das Spiel von Hauptdarsteller Georg Alexander, welches den 50er Jahre-Rollen eines Heinz Rühmann stark ähnelt, weiß den Großteil des Filmes zu tragen, bereitet es doch eine Heidenfreude ihn zunächst zugeknöpft und arrogant zu erleben, und später bockig und zum Haushalt gezwungen, von der eigenen Cousine gefangen gehalten, da für einen Betrüger gehalten werdend.

Wie alt „Der Doppelgänger“ tatsächlich schon ist merkt man nicht nur am dem in die Jahre gekommenen, in Mitleidenschaft geratenem Schwarz/Weiß-Bild und dem schlechten Ton, auch die Idee dass eine Frau ihren Vetter besucht um ihn zu ehelichen wirkt mit Blick von heute doch arg überholt, ja sogar geradezu skandalös. Andere Zeiten, andere Sitten, kann man da nur sagen, aber irgendwie passt selbst der moderne Blick von heute zur damaligen Inszenierung, wird Jenny doch schließlich als ziemliche unberechenbare Skandalnudel charakterisiert, so dass die überholte Freizügigkeit dem Sehspaß keine Einschränkungen beschert. Zumindest zeigt uns ein Blick auf „Der Doppelgänger“ bezüglich dieses speziellen „Inzest"-Themas, dass Moral sich stets im Wandel befindet und unsere ach wie freie moderne Art, von der wir gerne denken wir hätten mit ihr jegliche Zwänge über Bord geworfen, doch nicht nur aus freiheitlichem Fortschritt besteht, sondern teilweise auch aus Rückschritten.  OFDb

09.02.2016

DAS ALTE FINSTERE HAUS (1932)

Neu verfilmt in den 60er Jahren und in der Erstverfilmung besetzt mit Horrorlegende Boris Karloff schien „Das alte finstere Haus“ ein kleiner Klassiker zu sein der mir bisher entgangen ist. Obwohl der Covertext nicht viel über den Inhalt hergab ging ich neugierig heran und fand es anfangs ganz putzig wie die Fahrt durch das Unwetter umgesetzt wurde, mit flotten Dialogen im Auto und niedlichen Aufnahmen von außen, die inszenatorisch nie zu den Innenaufnahmen passten.

 
Am Haus angekommen enttäuscht zunächst ein äußerlich haarig zurecht gemachter Boris Karloff, der peinlich anstatt unheimlich stumm vor sich hin grummelt und damit nicht die von Regisseur James Whale erhoffte Wirkung besitzt. Da darf man fast schon schadenfroh sein, so stolz wie uns vor dem Beginn des Filmes ein Schriftzug darauf hinwies, dass „Frankenstein“-Star Karloff Teil der Besetzung jenen Filmes sei, den man nun sichten werde. Wesentlich positiver fällt da schon der Gastgeber auf, der ein paar Jahrzehnte später sicherlich mit Peter Cushing gecastet worden wäre, so hager und blass wie der lang gewachsene Mann kränklich aussehend in dem großen alten Haus wirkt. Seine stets schimpfende Schwester steht ihm eher zur Belustigung bei Seite und verbreitet somit im Gegensatz zu den anderen Bewohnern auf nicht skurrile Art für ein Unwohlsein bei den Gästen.

Sie ist nicht das einzig lustige Element des Filmes. Bereits die Dialoge im Auto waren pointiert geschrieben, und eine gewisse Lustigkeit schwebt stets im Raum und erklärt auch warum die Ereignisse im Haus lange Zeit nicht konsequent angegangen werden. Als Zuschauer weiß man jedoch gar nicht worauf die Geschichte hinaus will. Und ehrlich gesagt weiß ich dies nach dem Gucken ebenso wenig. Da ängstigen sich Fremde in einem einsam abgelegenen Haus, bekommen es mit einer Gruppe wunderlicher Menschen zu tun, aber so wirklich Horrorfilm-gerecht wirken will da nichts. Gruselig wird es nie. Und selbst aufgrund der absichtlich eingestreuten Witzigkeit: als Parodie auf das Genre will „Das Haus des Grauens“ (Alternativtitel) ebenfalls nicht funktionieren, kommt die Geschichte dafür doch zu uninspiriert und wirr daher. Die Geschichte tritt zu lang auf der Stelle, ewig besitzt sie Widersprüche in der Logik und fast jegliches Verhalten der Gäste wirkt nicht nachvollziehbar.

Wenn in einem Horrorfilm, und sei er auch humoristisch angelegt, einzig die Romantikmomente zu funktionieren wissen, dann ist das ein recht trauriges Ergebnis. Und trotz dieses einzigen wunderbaren Pluspunktes, der mir aufgrund seiner individuellen Umsetzung gefallen hat, komme ich mir von „Das Haus des Schreckens“ (Alternativtitel) einfach nur verarscht vor. Ein 102jähriger, der in seinem einsamen Zimmer hoch oben viel zu agil anstatt unheimlich wirkt, erst recht mit der völlig unpassenden Synchronstimme die er verpasst bekommen hat, enttäuscht ebenso wie ein zwar absichtlich aber unpassend viel zu verspielter Psychopath am Schluss, dessen Schauspieler zwar als einziges erkennbar Talent in seinem Spiel aufblitzen lässt, aber bei all der Erwartungshaltung die um seine Anwesenheit herum aufgebaut wurde in der Art seiner Performance nicht zu gefallen weiß.

Ob als Komödie oder als Horrorfilm, einen solch schlechten Film aus den 30er Jahren habe ich noch selten gesehen. „The Old Dark House“ (Originaltitel) enttäuscht auf der ganzen Linie da er weder zu erschrecken weiß noch humoristisch gekonnt mit Gruselelementen umzugehen weiß. Der Plot ist wirr, widersprüchlich und uninteressant ausgefallen, und die Darsteller spielen zu penetrant und aufgedreht, als dass sich ihre Figuren positiv auf den Film auswirken könnten. Und ehrlich gesagt ist mir nicht ganz klar was James Whale, der auch für den großartigen „Der Unsichtbare“ mit Claude Rains und den ersten beiden „Frankenstein“-Filmen aus den 30er Jahren verantwortlich war, mit „Das alte finstere Haus“ bezwecken wollte. Und warum man von diesem Nichts an Story eine Neuverfilmung gedreht hat, obwohl bereits die erste nicht nötig gewesen wäre, verstehe ich erst recht nicht.  OFDb

26.03.2013

DER HUND VON BASKERVILLE (1937)

Lord Charles Baskerville lauscht ängstlich dem Geheule im Moor, langsam glaubend an eine alte Familien-Legende, in welcher ein Hund durchs Moor schleicht und die Baskervilles tötet. Kurze Zeit später wird die Leiche des Lords gefunden. Neben ihr Fußabdrücke eines großen Hundes. Der Detektiv Sherlock Holmes wird zu Hilfe gerufen...
 
Ein häufiger Held ganz selten...
 
Über den von Sir Arthur Conan Doyle erfundenen Privatdetektiv Sherlock Holmes gibt es unzählige Verfilmungen, und selbst die berühmteste seiner Geschichten, jene um den „Hund von Baskerville“ ist um ein vielfaches verfilmt worden, aufgrund der Beliebtheit des Stoffes von allen Storys um Holmes gar am häufigsten. Ob nun stark abgewandelt und nur selten gewürdigt wie in der momentan stark beliebten, britischen TV-Serie „Sherlock“, oder ob relativ klassisch umgesetzt mit Peter Cushing in der Hauptrolle, so ziemlich jedes Jahrzehnt weiß eine Version der Geschichte vorzuweisen.

Zu den berühmtesten Schauspielern in der Rolle Holmes zählt Basil Rathbone, dessen bekannte Reihe ebenfalls mit „Der Hund von Baskerville“ begann. Aber die hier besprochene Verfilmung von Regisseur Carl Lamac erschien bereits zwei Jahre zuvor, und selbst in Deutschland war dies zu dieser Zeit bereits die dritte Verfilmung des Stoffes, allerdings die erste mit Ton. Für Lamac, der schon seit 17 Jahren als Film-Regisseur tätig war, gingen dem hier besprochenen Film über 70 weitere selbstgedrehte voraus. Insgesamt schaffte er es in seine Karriere auf 100 Filme. Ihm verdanken wir u.a. auch die frühe 30er Jahre Version vom Edgar Wallace-Krimi „Der Zinker“.

Sein „Der Hund von Baskerville“ hat mir leider nicht wirklich zugesagt, schafft Lamac es doch nie eine unheimliche Atmosphäre entstehen zu lassen, so steril und dialoglastig kommt seine Verfilmung daher. Warum man sich so viel Zeit für eine Vorgeschichte eines längst vergangenen Jahrhunderts lässt, zu Beginn des Filmes und in der Print-Vorlage mittendrin nur kurz angeschnitten, will mir nicht ganz klar werden. Was wie eine gute Idee klingt, hält nur auf und lässt einen durch die lange Vorgeschichte die daraufhin noch einmal in der angekommenen Zeit, in der alles weitergehen wird, erzählt wird, um so länger auf das Helden-Duo warten, das erst nach späten 25 Minuten in Form von Watson allein und gemeinsam mit Holmes erst nach 27 Minuten das erste Mal auftauchen darf..

Bei einer Laufzeit von 80 Minuten ist das schon recht spät zu nennen. Und wer die Geschichte kennt, der weiß dass es lange Zeit auch nur mit Watson weiter gehen wird, so dass die Präsenz von Sherlock Holmes insgesamt sehr gering zu nennen ist. Das ist auf der einen Seite schade, auf der anderen gesehen vielleicht aber auch doch nicht, ist die Rolle des Watson doch wesentlich besser gecastet als die von Holmes. Mag er optisch auch so gut in die Rolle passen wie Rathbone, schauspielerisch weiß Bruno Güttner so gar nicht zu überzeugen und gibt eine ähnlich erbärmliche Darbietung des Detektivs ab wie vier Jahre zuvor Reginald Owen in der US-Verfilmung einer anderen Holmes-Geschichte mit dem Titel „A Study In Scarlet“.

Watson hingegen ist mit Fritz Odemar recht gut besetzt. Der lässt seinen Watson nie all zu albern wirken wie es ohnehin eher die Amis gerne machen und hält die nötige Ballance zwischen Würde und Irrtümern. Im Gegensatz zu Holmes spielt er locker, vielleicht gar teilweise improvisiert, aber auf jeden Fall schauspielerisch auf einem anderen Niveau als die theoretisch wichtigere Rolle von Güttner, die man auch auf den objektiven Charakter gesehen nicht vollständig verkrampft hätte darstellen müssen. Würden seine Texte nicht wie abgelesen klingen, in einem Film in welchem die Ton-Technik mit ihrem viel zu leisen Klang ohnehin noch nicht zu überzeugen wusste, könnte ich mit diesem versteiften Stil noch leben, aber beides zusammen wirkt vernichtend.

Brav sagt man seine Texte auf in einer Inszenierung die mehr vom Theater als vom Medium Film hat und nach fast einem Jahrzehnt mit Ton noch immer viel zu stark an den Stil alter Stummfilme erinnert, was etwas widersprüchlich klingen mag, wenn man bedenkt wie dialoglastig „Der Hund von Baskerville“ ausgefallen ist. Sehr bieder deutsch guckt sich die Umsetzung eines Unterhaltungsfilmes, der während einer schweren Zeit in Deutschland aufgenommen wurde, aber glücklicher Weise auch nicht zum Propaganda-Film umfunktioniert wurde, sondern sich sehr eng an der Buchvorlage orientiert.

Nachgeplappert bedeutet nicht, dass man damit den Stil einer literarischen Vorlage gerecht wird. Denn dafür fehlt es der deutschen Erstverfilmung mit Ton an Grusel-Feeling, oder zumindest an einer packenden Kriminal-Handlung, die einen miträtseln lässt. Meiner Meinung nach läd gerade die Geschichte um den „Hund von Baskerville“ in seinen vielen Verfilmungen immer wieder dazu ein mitzuraten wer denn nun der Täter ist, in Lamacs Film interessiert das nicht die Bohne.

Filmhistorisch ist die hier besprochene Verfilmung dennoch einen Blick wert, spiegelt sich im Medium Film doch immer wieder der Zeitgeist wieder, und da ist es schon interessant zuzusehen wie hemmungslos Männer hier auf lockere Art politisch völlig unkorrekt über Frauen herziehen, lange vor der Emanzipation. Da mag die wichtigste Frauenrolle auch noch so taff agieren können, ihr Auftreten kann gegen das dominante Männergeläster nicht gegen halten und gibt der Verfilmung mit Blick von heute gar eine belustigende Seite.

Inszenatorisch reißt sich Lamac kein Bein aus. Routinemäßig dreht er die berühmte Holmes-Geschichte herunter, scheinbar mehr Auftragsarbeit als echtes Herzstück. Und im Heute angekommen wirkt ein solches Durchschnittsergebnis noch schwächer, gar dröge und damit schlecht.  OFDb

17.01.2013

A STUDY IN SCARLET (1933)

Ein Mitglied des kleinen, aber exklusiven, Clubs "The Scarlet Ring" stirbt. Sein Besitz wird unter den anderen Mitgliedern aufgeteilt. Doch von nun an stirbt ein Clubmitglied nach dem anderen. Die Umstände, die zum Tode führen, sind ominös. Also wird Detektiv Sherlock Holmes eingeschaltet, der die Identität des Mörders aufdecken soll...

Ein früher Holmes...
 
Wenn man bedenkt welch frühe Geschichte „A Study In Scarlet“ im Meer der Holmes-Veröffentlichungen war, darf man schon etwas verwundert sein, mit welcher Altersklasse Holmes und Watson in dieser Verfilmung gecastet wurden. Aber dass beide viel zu alt sind ist unwichtig, wird doch allgemein nur der berühmte Titel verwendet um Leute ins Kino zu locken. Schon damals gab es Etikettenschwindel, und die angebliche Verfilmung der Geschichte „A Study In Scarlet“ entpuppt sich als eine völlig andere, für die nicht einmal winzigste Elemente der Vorlage übernommen wurden. Nun ja, es gibt Holmes, Watson, einen Killer im Hintergrund und natürlich Sherlocks Pfeife und Geige. Aber diese Dinge sind im Holmesuniversum so elementar, dass sie wohl kaum ausreichen, der Titelgebung gerecht zu werden.

Interessiert auch nur zweitrangig, ist doch am wichtigsten ob der Film unterhält oder nicht. Die Geschichte orientiert sich am Zehn kleinen Negerlein-Prinzip. Eine anonyme Nachricht an die Opfer ist im eben solchen Stil wie dieses berühmte Kinderbuch geschrieben. In Reimform wird die Anzahl der Lebenden angegeben und die Anzahl der demnächst noch Lebenden, sprich einer weniger. Holmes ermittelt, Watson steht ihm wenig tollpatschig zur Seite.

Leider ist der gesamte Streifen sehr langweilig erzählt. Lediglich die Auflösung ist nett, erinnert aber lustiger Weise etwas an die Auflösung des häufig verfilmten Agatha Christie-Krimis „Zehn kleine Negerlein“. Die Welt ist klein.

Langeweile pur, und an dieser kann auch die Besetzung nichts ändern, ist sie, mal abgesehen vom bereits angesprochenen Alter der Protagonisten, doch völlig falsch gecastet worden. Holmes ist ein breiter Typ, dem Comic-"Dick Tracy" etwas ähnlich, der mit versteiftem Nacken und strenger Stimme völlig verkrampft und ungelenk spielt. Wenn er in seiner Art kombiniert, klingt es wie abgelesen. Rein äußerlich, Vorurteile sei Dank, traut man diesem Stiernacken einfach nicht zu, derart klug zu kombinieren.

Watson ist besser, aber auch nicht wirklich zur Zufriedenheit, besetzt. Er sieht aus wie ein kleiner Professor, kann ohnehin wenig Talent beweisen, ist er doch recht unbedeutend für die Geschichte, darf für kleine Gags herhalten, wird aber eigentlich vom Drehbuchautor kaum beachtet. Schade!

Theoretisch gesehen ist „A Study In Scarlet“ dennoch interessant. Immerhin ist er 6 Jahre vor dem ersten Holmesfilm mit Basil Rathbone in der Titelrolle entstanden, dem wohl beliebtesten Darsteller des berühmten Detektivs. Kein Wunder, dass der schlaue Mäusedetektiv in der von den Disneystudios produzierten Zeichentrickverfilmung in den 80ern ihm zu Ehren den Namen Basil erhielt. Reginald Owen hätte man in der Rolle so oder so vergessen. Die Berühmtheit Rathbones legt aber endgültig einen verschlingenden Schatten über diese Fehlbesetzung. Publik Domain sei Dank kann sich jeder selbst ein Bild über diesen Film machen. Er ist kostenlos im Internet anzuschauen.

Zu Unterhaltungszwecken rate ich von dieser Idee allerdings ab, da der Film wirklich sehr öde ist, und das dort zu betrachtende Filmmaterial dies fördert. Das Englisch im vorhandenen Ton ist schwer zu verstehen und erschwert ein kurzweiliges Schauen zusätzlich zur lahmen, uninspirierten Erzählweise des Regisseurs. Zudem erleichtert es nicht gerade, dass alle möglichen Mitwirkenden sich sehr ähnlich sehen. Anbei wirken die Schauplätze nicht wie London, das nimmt dem ganzen auch einiges von seinem möglich gewesenen Flair. Für Holmesinteressierte ist der Film allerdings Pflichtprogramm, eben weil es eine solch frühe Verfilmung ist.  OFDb

06.01.2013

DAS ZAUBERHAFTE LAND (1939)

Um ihren Hund vor einer bösen, reichen Frau zu schützen, reißt Farmerstochter Dorothy mit dem Vierbeiner von zu Hause aus. Durch einen Wirbelsturm wieder nach Hause getrieben, sucht sie Schutz in ihrem Zimmer. Doch der Tornado transportiert das kleine Häuschen durch die Luft und lässt es in einem Land hinter dem Regenbogen landen. Hier wohnen Zwerge und allerhand andere wundersame Wesen. So herzlich sie auch empfangen wird, Dorothy möchte wieder nach Hause kommen und sucht deshalb den mächtigsten Mann des Landes auf: den Zauberer von Oz. Auf ihrem Weg zu ihm lernt sie neue Freunde kennen. Und eine böse Hexe lauert ihr auf, da Dorothy bei ihrer Landung deren Schwester versehentlich umbrachte...

Löwen und Bären und Tiger – oh weh!...
 
Es fällt mir schwer mir vorzustellen, wie man „Der Zauberer von Oz“ (Alternativtitel) hätte besser umsetzen können. Meiner Meinung nach ist diese Verfilmung einer der besten Märchenfilme, ein hervorragendes Musical und ein einfallsreiches Stück Fantasy-Kino. Es scheint, als ob keine Kosten und Mühen gescheut wurden. Die Kulissen sind liebevoll gestaltet, die Zahl der Statisten für seine Zeit immens hoch, und die Kostüme sind ein Traum für sich.

Der große Kniff von trostlosen Schwarzweiß-Szenen auf fröhliche Farbszenen zu wechseln hat Menschen über Jahrzehnte ebenso begeistert wie das komplette Werk an sich. Die Musik ist, wie es sich für ein gutes Musical gehört, trotz seines Alters noch immer derart gut, dass sie auch neue Generationen immer wieder zu begeistern weiß. Neben dem berühmtesten Song „Somewhere Over The Rainbow“ begeisterte mich persönlich in erster Linie das Operettenlied des feigen Löwen vor dem Schloss des Zauberers von Oz.

Dank seiner frühen Entstehungszeit ist das fertige Werk für einen familiengerechten Film herrlich düster umgesetzt. Die Hexe dürfte bei den Kleineren ebenso furchteinflößend wirken wie ihre Horde fliegender Affen. In der deutschen Fassung gewinnen die Figuren dank hervorragender Stimmenauswahl an Sympathie und Potential, hervorzuheben sind ganz besonders Dorothys drei Begleiter und die eben erwähnte Hexe.

Die Tricks sind für seine Zeit ebenso phänomenal wie die Geschichte, die zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd einfallslos wirkt. Von der eher simplen Erscheinung der guten Hexe bis hin zum glorreichen Einsatz des Unwetters sticht kein Effekt als mäßig ins Auge, nicht einmal die Männer in den Baumkostümen. Zudem fügen sich die Effekte immer der Story, sie werden nie unnötig eingesetzt.

Ungewohnt für den Cineasten unserer Zeit dürfte das Alter Dorothys wirken, aber die Zeiten waren halt anders. In der sehr plumpen Fortsetzung „Oz – Eine phantastische Welt“ wurde Dorothy deswegen auch zeitmäßig durch ein wesentlich jüngeres Mädchen verkörpert.

Als Cineast sollte man diese 30er-Jahre-Verfilmung von „The Wizard Of Oz“ (Originaltitel) unbedingt einmal gesehen haben. Allein wegen der vielen Verweise in Filmparodien wie „Die nackte Kanone“, „Spaceballs“, „The Kentucky Fried Movie“ und bei diversen Folgen von „Die Simpsons“ ist „Das zauberhafte Land“ Pflichtprogramm. Es gibt ohnehin nur sehr wenig Filme und Serien, die mit dem Mittel der Parodie arbeiten ohne je diesen Film zitiert oder parodiert zu haben. Selbst Werke wie „The Blair Witch Project“ lassen augenzwinkernde Andeutungen auf diesen Filmklassiker anklingen.

Die perfekte Besetzung, die grandiose Umsetzung, die tollen Bauten und Kostüme und die wundervolle Musik entführen den Zuschauer auf Spielfilmlänge in ein Land der Träumereien und des Phantastischen. Bei so viel Perfektion kann man schnell vergessen, dass man gerade nur einen Film guckt.  OFDb

13.12.2012

DER RABE (1935)

Nachdem er ihr das Leben gerettet hat, verliebt sich der ominöse Arzt Vollin in seine Patientin. Da seine Liebe nicht erwidert und vom Vater nicht gestattet ist, sinnt der Edgar Allan Poe-Fan auf Rache...

Und der Rabe war nur Raumdeko...
 
Die 30er Jahre waren eine der Hochzeiten des Horrorfilms, oder wer den Begriff gerne trennen mag: des Gruselfilms. Nicht ohne Grund verweisen Filmkritiker gerne auf jene Zeit, in der das Genre den Sprung in den Tonfilm schaffte und damit etliche Kinobesucher lockte. Neuverfilmungen klassischer Stoffe wie „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“, „Dracula“ und „Frankenstein“ wurden ebenso gedreht wie erste Umsetzungen a la „Der Unsichtbare“, „Graf Zaroff“, „King Kong und die weiße Frau“ und wie sie alle heißen. Das Horrorkino dieser Zeit hatte seinen eigenen Charme und brachte auch zwei Genrestars hervor: Bela Lugosi und Boris Karloff.

Die Zuschauerreaktion deren Darstellung von „Dracula“ und dem Monster aus „Frankenstein“ dürfte auf seine Art in etwa zu vergleichen sein mit dem Hype um Freddy und Co im 80er Jahre Horrorkino. Viele finanzstarke Genrebeiträge wurden fortgesetzt, oftmals wurden Prominente ähnlich besetzt. „Der Rabe“ ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass das Publikum schon zu seiner Zeit seine Helden in immer ähnlichen Rollen sehen wollte. Somit ist „Der Rabe“ auch das ideale Beispiel dafür, dass es schon früh im Filmgeschäft um die schnelle Mark ging. Er ist aber auch ein Beispiel dafür, wie man für die schnelle Mark auch etwas brauchbares drehen kann.

Schon dass Poes' Gedicht für einen Film herhalten sollte, klang zunächst einmal experimentell, geschah doch letztendlich, selbst für damalige Zeit, viel zu wenig wovon man da hätte erzählen können. Die erste Halloween-Episode der Erfolgsserie „Die Simpsons“ zeigte wohl das Maximum dessen, was mit der Vorlage möglich war. Aber einen Film damit auf mindestens 60 Minuten füttern? So gut wie unmöglich! Und das dachten sich wohl auch die Köpfe hinter diesem 30er Jahre-Horror, und so machten sie das selbe wie mancher Produzent unserer Kinotage, der schnell Geld machen will: Man kaufte zwar den Namen, drehte aber etwas völlig anderes. Das machte man in den 30ern nicht ganz so respektlos wie später. Häufig fallen Zitate aus „Der Rabe“, es gibt eine Tanzinterpretation zu Poe's berühmter Schauergeschichte, und auch der Autor selbst wird namentlich erwähnt und erfährt eine kleine Vertiefung in die Geschichte integriert, wenn sich der Bösewicht des Streifens schon recht früh als großer Poe-Fan outet. Dennoch ist der Titel Augenwischerei.

Die eigentliche Geschichte schustert etwas arg naiv die beliebten Elemente seiner Zeit zusammen. Lugosi darf einen irren Wissenschaftler so mimen, als sei er „Dracula“. Karloff darf wieder das Monster mit Seele spielen, von der Gesellschaft verbannt. Bekannte Elemente aus anderen Werken Poes blitzen auf (und gerade „Das Pendel des Todes“ hat für die Geschichte wesentlich mehr Relevanz als der titelgebende „Rabe“). Rachestory aus Liebe, ein irrer Forscher der zu weit geht, kurzum badet „Der Rabe“ im Erfolgsrezept des 30er Jahre Gruselkino und macht dies gar nicht mal schlecht.

Hilfreich kommt ihm die Schlosslocation zu Hilfe, in welcher der Großteil der Geschichte spielt. Die Maske Karloffs ist etwas schlicht umgesetzt, überraschender Weise ist sie aber auch nicht wirkungslos, was aber auch an Karloffs Spiel liegt. Seine tragische Mimik in der einen Gesichtshälfte verhilft der etwas banalen Maske der anderen Gesichtshälfte zur Entfaltung. Seine Figur macht ohnehin viel am Gelingen des Filmes aus, ist sie doch tragischer Natur, und obwohl sie zu recht ein gesellschaftlicher Außenseiter ist, so zeigt sie doch Reue und den Wunsch nach Besserung in einer Welt, die dies einfach nicht zulässt. Wenn der hässliche Mann erst einmal zum wirklich hässlichen Monster geworden ist, erfährt er Ablehnung allein durch sein Aussehen, ohne Kenntnis seiner bösartigen Vorgeschichte. Das ist simple Psychologie, aber soviel Ablehnung führt nun einmal zum Hass. Wie Freut so schön sagte richtet man sie entweder gegen sich oder gegen andere, und Karloffs Charakter aus „Der Rabe“ richtet sie gegen andere. Nur nicht gegen den, wo es ihn am meisten nach Rache dürstet: dem bösen Arzt.

Dass Lugosi auch in vergleichsweise schwächeren Produktionen noch immer spielte, als ginge es um Leben und Tod, hat er spätestens in den unfreiwillig komischen Produktionen Ed Woods bewiesen. Lugosi hat eine unglaubliche Ausstrahlung, und wenn er völlig überzogen den irren Forscher spielt, der mal wieder einen seiner Hass-Rache-Aussetzer erlebt, dann glühen die Augen (unterstützt von Fremdhilfe), dann arbeitet er mit den Augenbrauen und jedem Muskel im Gesicht, um dieses Diabolische beim Zuschauer ankommen zu lassen. Bei all dieser Genialität (vielleicht auch das Gegenteil wegen der zu überzogenen Art, Auslegungssache) muss man dennoch objektiv lästern: Und trotzdem nur wieder das Übliche aus „Dracula“.

Womit wir wieder beim Thema wären. „Der Rabe“ wurde für die schnelle Mark gedreht, kopiert Erfolge wo er sie nur kopieren kann, arbeitet dafür mit einer arg naiven Geschichte, die wie auf die Schnelle zusammengeschustert scheint und wahrscheinlich auch ist. Aber die Rechnung geht auf. „Der Rabe“ versprüht einen ähnlichen Charme wie die großen Filme seiner Zeit, weiß zu gefallen dank positiver Darsteller, nettem Grusel-Flair und seinem Schuss Tragik, der zu dieser Zeit ohnehin in einen Gruselfilm hinein gehörte.

Auch wenn der Name lediglich Etikettenschwindel ist, so ist dieses Werk doch wirklich weiter zu empfehlen, dank seiner dichten Atmosphäre und stimmigen Umsetzung. Wegen der blauäugigen und etwas arg lieblos zusammengeschusterten Story muss man allerdings ein Auge zudrücken. Aber das fällt bei solch hoher Qualität nicht schwer. Damals gab man sich halt auch bei Schund Mühe.  OFDb

21.10.2012

DRACULA (1931)

Allen Warnungen der Dorfbewohner zum Trotz reist Makler Renfield zum Schloss des Grafen Dracula, um ein Geschäft mit ihm abzuschließen. Der Graf entpuppt sich als Vampir und macht Renfield zu seinem Sklaven und reist mit ihm gemeinsam nach London, wo recht bald ein gewisser Van Helsing auf das Treiben des Blutsaugers aufmerksam wird...

Ungerechtfertigter Ruhm...
 
Ohne die Rechte zu besitzen drehte Regisseur Murnau 1922 die erste Dracula-Verfilmung „Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens“, die bis heute zu den großen Klassikern seines Genres gehört. „Dracula“ gehört zu den anerkannten Größen der Horrorliteratur, und so verwundert es nicht, dass man für den ersten Tonfilm des Horror-Genres erneut zum beliebten Blutsauger griff, und das obwohl Murnaus Meisterwerk so gelungen war.

Was ein Glück, dass man dieses Projekt dennoch anging, wird manch einer denken, gilt Bela Lugosi, der in dieser Tod Browning-Version des „Dracula“-Stoffes die Titelrolle übernahm, doch als DER Dracula-Darsteller schlechthin, wird heute noch vor Christopher Lee und Max Schreck mit dieser Rolle in Verbindung gebracht und wurde sogar in seinem Vampirumhang beerdigt.

Doch nicht jeder Klassiker besitzt Klasse, und nicht jeder Ruhm ist berechtigt. Und das kann man von dieser „Dracula“-Verfilmung wohl ebenso sagen, wie von Darsteller Lugosi. Auf naive Art ist diese 1931er Verfilmung sicherlich ein nettes Stück Grusel-Nostalgie, letztendlich verzeiht man ihm jedoch zu viel für sein Alter, wenn man ihn überbewertet, Dinge die man dem älteren „Nosferatu“ nie verzeihen müsste.

In erster Linie fällt auf wie schlicht der Streifen gefilmt wurde. Viel Mühe ist nicht zu erkennen, der Großteil schaut sich wie abgefilmtes Theater. Das ist nicht zwingend schlecht, im Schatten von Murnau jedoch trotzdem enttäuschend. Zu Beginn genießt man noch die Kulissen des wundervoll unbewohnbaren, da verfallenen und verdreckten Schlosses des Grafen, das Renfield berechtigtes Unbehagen beschert. Die Kulissen sind schlicht, aber wirksam, Kutschfahrt und Szenen im Dorf gehen auch als o.k. durch.

Der erste Auftritt Lugosis sorgt jedoch bereits für erste leichte Ernüchterung, wirkt er doch optisch allein durch seine zu dunklen Haare nicht so ganz wie erhofft und schafft er es doch weder mystisch noch gruselig zu wirken. Man vermutet das komme noch im Laufe der Zeit. Aber der gute Mann wird nie zu dem, was an Erwartung durch seinen Ruf aufgebaut wurde, wirkt eher wie der Kasperle im Schreckenskabinett auf dem Rummelplatz, als wie eine ernstzunehmende Interpretation des berühmten Blutsaugers. Der erotische Aspekt, der mit der Titelrolle oft einhergeht, ist in dieser Besetzung ebenso verloren.

Das weiß schon ein wenig zu enttäuschen. Sicherlich, man sieht Lugosi seine Spiellust an, er genießt seine Rolle. Und würde er nicht den Ruf besitzen DER Dracula-Darsteller zu sein, ginge seine Leistung mit etwas Augen zudrücken auch als halbwegs akzeptabel durch. Aber er ist nun einmal ausgesprochene Legende, das lässt sich aus dem Kopf des Zuschauers nicht mal eben löschen.

Wer nicht zu viel erwartet, wird sicherlich nett unterhalten. Da tanzen lächerliche aber nicht uncharmante Gummi-Fledermäuse durch das Bild, eine Szene, in der Dracula kein Spiegelbild besitzt weiß zu begeistern und zu überraschen, da die Tarnung des Grafen damit überraschend früh aufgedeckt ist, und doch, das wahre Feeling will nicht überspringen, das man von anderen Klassikern dieser Zeit wie „Der Unsichtbare“ oder „Frankenstein“ gewöhnt ist. Viel zu zahm geht Tod Browning mit dem Thema um. Kein Blut ist zu sehen, das mag durch das Entstehungsjahr noch zu entschuldigen sein, aber kein Biss wird gefilmt und Vampirzähne gibt es auch nicht zu sehen? Das ist schon etwas arg wenig für einen Vampirfilm. Man ruht sich lediglich auf die hypnotische Wirkung Lugosis aus, und diese Leistung war in Werken wie „Der Rabe“ wesentlich überzeugender als in seiner großen Rolle.

Mit diesen Defiziten wird nun auch das Theater-Flair des Filmes zu einem Negativpunkt, denn wo thematisch optisch ausgeblendet und ignoriert wird, wo ein Dracula ebenso wenig Grusel verbreitet wie der komplette Film, da hätten nun gotische Elemente, Bauten, düstere Straßen Londons und ähnliches für Stimmung sorgen müssen. Doch in den schlichten Studiokulissen, die sich als solche auch im Dauerzustand outen, ist dies nicht möglich. Immerhin die Musik weiß einiges zu retten.
 
Man mag von Enttäuschung auf hohem Niveau sprechen, aber das wäre ein Trugschluss. Murnaus „Nosferatu“ ist Beweis dafür, dass die Mängel nicht altersbedingt sind. Seine Version des Stoffes zählt für mich bis heute zur besten Verfilmung des Themas und einem der besten Horrorfilme überhaupt. Und dem gegenüber steht der olle, viel zu brave Browning-"Dracula“. Gleiches gilt für die Darstellung der Titelrolle selbst. Max Schreck war ein furchterregendes Monster, Lugosi sollte der Gentleman-Typ sein, was durch sein Herumgekasper aber auch nur halb funktioniert. Erst Christopher Lee schaffte das Kunststück, gleich beides in einem zu verkörpern, das furchterregende Monster und der mystische Edelmann in einem.

Der Stummfilm hat stilistisch so seine Vorzüge, die ihn grundlegend zu einem besonderen Filmerlebnis macht, so dass die Geschichte fast egal scheint, die auf diese Art gedreht wurde. Allein deshalb mag Brownings Tonfilm-„Dracula“ mit Blick von heute ein wenig gewöhnlich wirken. Man muss jedoch auch bedenken, dass die Stummfilmzeit noch nicht lange vorbei war. 1929 kam der erste Tonfilm auf. Gerade mal zwei Jahre später entstand der hier besprochene „Dracula“. Und ebenso wie in Fritz Langs „Das Testament des Dr. Mabuse“, so ist auch in diesem Lugosi-Film noch deutlich der Hauch von Stummfilm zu spüren. Filmemacher und Schauspieler mussten noch lernen sich von Theater und stummem Film zu distanzieren und neue Wege zu finden, wie was dargestellt werden musste. Und so wirken noch viele Elemente wie aus der Zeit, als das Medium Film noch keinen Ton besaß, ganz besonders der Bereich der Schauspielerei.

So glaubte Lugosi er müsse mit seiner Hand wundersame Bewegungen machen, um Mystik auszustrahlen. Für gruselige Stimmung sorgt das so gar nicht, ganz im Gegenteil. Der Darsteller des Renfield überagiert mimisch komplett, so als würde der Einsatz seiner Stimme nicht reichen.

Lugosis Dracula ist wenig wirksam, wesentlich alberner als gruselig. Damit ist er jedoch im richtigen Film aufgehoben. Denn wo wirksame Kulissen ersetzt werden durch Fledermäuse aus Gummi, lässt sich ebenso wenig Grusel ernten. Es ist das Glück dieser „Dracula“-Verfilmung, dass sie so alt ist. Das schenkt ihr zumindest ein veraltetes Flair, einen nostalgischen Touch und eine verzeihbare Variante der unfreiwilligen Komik.

Warum jedoch der Tod Draculas komplett ausgeblendet wird, will mir selbst unter dieser kompromissbereiten Sichtweise nicht klar werden. Murnau blendete den Blutsauger schlicht aus dem Bild aus, eine tolle Tricktechnik war da noch nicht zu erwarten. Der 9 Jahre später entstandene „Dracula“ bietet nicht einmal das. Der Tod des mächtigen Blutsaugers geschieht im Off, so schluderig dargestellt, dass man von der „The End“-Schrift überrollt wird, da man dachte es ginge noch weiter. Einen solch ernüchternden Schluss hätte nicht einmal eine so schlicht umgesetzte Verfilmung wie diese verdient und der zahlende Zuschauer ohnehin nicht.  OFDb
Лучший частный хостинг