Illegal Kopiert Abgedreht und nachgemacht

"Inside Man" (2006)
Bankräuber Dalton Russell (Clive Owen, Foto) und seine drei Komplizen haben eine besonders originelle Idee: Als Maler getarnt überfallen sie eine Bank in Manhattan und verkleiden dabei ihre Geiseln wie sich selbst, damit die Polizei Täter und Opfer nicht unterscheiden kann. In dem Film geht es zwar um weit mehr als nur einen Bankraub: Arthur Case, der Gründer und Direktor der Bank, will zugleich verhindern, dass mit dem Öffnen der Schließfächer auch seine schmutzigen Geschäfte ans Licht kommen.
Zumindest das Verwirrspiel mit der Malerkostümierung geht auf und bringt im Frühsommer 2010...

...den Fensterputzer Matthew Nutley ebenfalls auf eine Idee: In einem weißen Overall mit Kapuze und Maske betritt er am 28. Juni 2010 die Barclays Bank im englischen Ashford und zwingt die Kunden und Mitarbeiter mit einer Spielzeugpistole und einer Bombenattrappe zu Boden. Einem Bankmitarbeiter befiehlt er, die Fenster mit einer schwarzen Farbdose zu besprühen, so dass niemand von außen hineinsehen kann (Foto aus der Überwachungskamera).
Matthew Nutley verteilt weiße Overalls, die sich alle Anwesenden überziehen müssen. Er fordert 800.000 Pfund und einen Hubschrauber für die Flucht. Bis auf drei lässt er nach und nach alle Geiseln frei. Das Verwirrspiel mit den identischen Outfits allerdings bleibt aus - entgegen den Befürchtungen der Polizei: Als sich der Bankräuber einen größeren Schluck aus einer Wodka-Flasche genehmigt, gelingt den drei verbliebenen Geiseln die Flucht. Aus dem Bankgebäude kommt schließlich nur noch ein Overall-Träger - Matthew Nutley mit erhobenen Händen.

"Death Proof - Todsicher" (2007)
Stuntman Mike (Kurt Russell) lernt am Tresen eine Blondine kennen. Am späteren Abend bietet er ihr an, sie heimzufahren. Nach einigem Zögern willigt sie ein - und bezahlt ihre Entscheidung mit dem Leben. Denn Stuntman Mike ist ein Psychopath, der mit seinem Wagen tötet. An einer Tankstelle trifft er schließlich auf die blonde Zoë. Doch sie wird nicht wie so viele andere Frauen zu seinem Opfer - denn mit Stunts kennt sie sich aus.
Nur von zwei Gurten gehalten legt sich Zoë in Quentin Tarantinos Film bei voller Fahrt auf die Kühlerhaube. Es ist diese Szene,...

...über die sich Marina L. und Roger K. an einem Juliabend des Jahres 2008 in einer Kneipe unterhalten. Dem Pärchen aus dem Schweizer Kanton Appenzell kommt eine Idee: Sie wollen das auch mal probieren.
Und sie machen es, wie sie es im Film gesehen hatten: Marina legt sich mit dem Rücken auf die Kühlerhaube, bindet ein Handgelenk fest. Erst üben sie auf einer abgelegenen Landstraße, dann wollen sie, dass man sie dabei fotografiert. Sie schrauben das Nummernschild vom Wagen und rasen in den Nachbarort.
Es funktioniert: Die Radarfalle löst aus. Ein paar Tage später steht die Polizei vor der Tür. Sie hat den roten Golf identifiziert, auch ohne Nummernschild. Ihren Führerschein waren die beiden danach los - und ihren Job. Denn im echten Leben waren sie nicht Stuntman und Stuntwoman, sondern Lastwagenfahrer.

"The Town - Stadt ohne Gnade" (2010)
Eine Ganovenbande, angeführt von Doug MacCray (Ben Affleck), macht den Bostoner Vorort Charlestown unsicher. Sie überfällt Banken und Geldtransporter, die Räuber tragen dabei Nonnenkostüme, ihre Köpfe stecken unter Latexmasken. Das FBI ist ihnen auf der Spur, es kommt zu wilden Verfolgungsjagden durch die engen Gassen des Viertels.
Wie im Film...

...müssen sich am 4. Januar 2011 auch die Bewohner im Umland der Kleinstadt Delray Beach, Florida, gefühlt haben: Dort können sie die Verbrecherjagd sowohl vor ihrer Haustür als auch live im Fernsehen mitverfolgen.
Mit Masken, dunkler Kleidung und Handschuhen haben zuvor drei bewaffnete Männer die Filiale der Bank of Amerika an der West Atlantic Avenue überfallen und 67.000 Dollar erbeutet. Ihrem silberfarbenen Cadillac folgt nicht nur der Hubschrauber eines TV-Senders, sondern auch die Polizei - bis die Räuber ihren Wagen stoppen und sich zu Fuß durch ein Waldgebiet aus dem Staub machen wollen. In einer Wohnsiedlung werden sie schließlich gestellt. Die Fotos entstanden nach ihrer Festnahme, von links: Lee Roger Lubin, Kay E. Dauphin und Eddie Lamont Solomon.
Den Beamten erklärt das Trio später, sie hätten "ein bisschen Geld machen" wollen. Die Idee, die Bank auszurauben, so Anstifter Lubin, habe er aus dem Film "The Town".
Und er war nicht der einzige,...

...der sich von Ben Afflecks Räubertruppe inspirieren ließ:
Ende Mai 2011 stürmten zwei mit Nonnengewand und Latexmaske kostümierte Räuber in Palos Heights, Illinois, die Filiale einer Bank, sprangen über den Tresen und zwangen zwei Angestellte, eine Sporttasche mit Geld zu füllen. Das Foto stammt aus dem Überwachunsgvideo.
Im Oktober 2011 stellte die Polizei in New York die Gangstertruppe, der man insgesamt 62 Einbrüche in Geschäfte, Supermärkte und Pizzerien in Brooklyn und Queens zur Last legte. Bei ihrer Befragung durch die Polizei räumten die Verdächtigten ein, dass sie sich ihre Tricks - etwa die Benutzung von Bergwerkslampen und das Bespritzen der Geldautomaten und Kassenschubladen mit Bleichmittel - bei "The Town" abgeschaut hatten.

"Nur noch 60 Sekunden" (2000)
Randall "Memphis" Raines (Nicolas Cage, hier mit Angelina Jolie) hat seinen Job als Autodieb längst aufgegeben, als er erfährt, dass sein kleiner Bruder Kip in der gleichen Branche tätig ist - und in massiven Schwierigkeiten steckt. Um dessen Leben zu retten, lässt sich "Memphis" auf einen Deal mit Kips Auftraggeber ein: Innerhalb von drei Tagen soll er 50 hochwertige Autos stehlen.
Als der Film im Jahr 2000 anläuft,...

...spornt er offenbar den Ehrgeiz einiger Krimineller an. Anders kann es sich die kanadische Polizei nicht erklären, dass die Zahl der Autodiebstähle im Vancouver-Vorort Burnaby (Foto) von durchschnittlich 20 an einem Wochenende sprunghaft um gut 50 Prozent ansteigt - just am ersten Wochenende nach Filmstart.
Die Filmemacher werden beschuldigt,...

...mit der glamourösen Starbesetzung - Angelina Jolie als Memphis' Freundin Sway - die Autokriminalität zu romantisieren. Die Vermutung scheint so abwegig nicht.
Im Jahr 2010 stellt die Londoner Polizei dieses Pärchen, das über einen Zeitraum von acht Monaten mindestens 20 hochwertige Autos gestohlen hatte. Ihre Opfer waren meist Senioren, die sie mit Tricks zum Anhalten und Aussteigen bewegt und dann deren Wagen geklaut hatten.
Als die zwei in ihrem Haus im Nordosten Londons verhaftet wurden, entdeckten die Ermittler, dass die junge Frau die Telefonnummer ihres Freundes auf ihrem Handy unter einem Pseudonym gespeichert hatte: "Memphis Raines".

"Tatort"-Folge "Haie vor Helgoland" (1984)
Sieben Jahre saßen sie wegen gemeinsam begangener Raubüberfälle im Knast, dann sind Karl Lepka und Alfred Jüssen wieder frei. Zusammen mit Volker Reinders feiern sie das Wiedersehen auf einem Ausflug mit der "Wappen von Hamburg" nach Helgoland (Filmszene mit Dietrich Mattausch, Karl-Heinz Gierke und Hans Hirschmüller).
Auf dem Schiff entwickelt das Trio einen neuen Plan: Sie wollen an die Millionen, die die Insel durch ihre Besucher in Hotels und beim zollfreien Einkauf einnimmt. Die Einnahmen, so finden die drei Männer heraus, werden mit dem Schiff aufs Festland transportiert. Mit Waffengewalt zwingen sie den Schiffskassierer, den Tresor zu öffnen.
Als die Kripo-Beamten in Bremerhaven...

...im Mai 1984 von einem bewaffneten Überfall auf dem Seebäderschiff "Roland von Bremen" (Bild) erfahren, kommt es ihnen vor wie ein Déjà-vu. So etwas hatten sie schon mal gesehen - und zwar nur zwei Wochen zuvor, beim "Tatort" im Fernsehen.
Im Fall der "Roland von Bremen" hatten zwei maskierte Männer den wirtschaftlichen Leiter des Ausflugsschiffs mit einer Pistole bedroht und gezwungen, den Tresor in seiner Kajüte zu öffnen. Sie erbeuteten rund 60.000 D-Mark. Einen wesentlichen Unterschied gab es allerdings zu dem Verbrechen, um das sich TV-Kommissar Stoever (Manfred Krug) im "Tatort" zu kümmern hatte: Bei dem echten Überfall wurde niemand getötet.

"Ocean's Eleven" (2001)
Danny Ocean (George Clooney, links), ein gerade aus der Haft entlassener Dieb, plant einen neuen Coup: In Las Vegas will er einen unterirdischen Tresor ausrauben, der das Geld von gleich drei Nobelcasinos beinhaltet. Die Anlage ist schwergesichert, Ocean stellt daher ein Team aus elf Leuten zusammen, die jeweils eine besondere Qualifikation mitbringen, um das Sicherheitssystem zu überwinden.
Szenenfoto mit George Clooney, Brad Pitt, Matt Damon, Elliott Gould und Don Cheadle (von links)
Wahre Spezialisten...

...versammelte im Jahre 2002 auch Phuong Quoc Truong um sich, mit denen zusammen er innerhalb von sechs Jahren 27 Casinos in Nordamerika ausnahm (hier der London Club im Aladdin-Hotel-Casino in Las Vegas).
Nicht elf, sondern gleich 37 Personen umfasste sein Team, darunter sowohl Spielbank-Mitarbeiter als auch Software-Entwickler und professionelle Kartenbetrüger.
Mit Betrügereien bei Black Jack und Baccara, etwa indem die geschmierten Dealer das Mischen der Karten manipulierten, kassierte die Truppe mindestens sieben Millionen Dollar.

...trägt er mehrere Waffen bei sich. Auf dem Schulhof angekommen, setzt er sich Ohrstöpsel ein und eröffnet das Feuer. Drei seiner Klassenkameraden sterben, fünf weitere werden verletzt. Schließlich lässt er die Waffe fallen und ergibt sich dem Schulleiter.
Die Eltern der drei getöteten Kinder verklagen im Frühjahr 1999 mehrere Filmvertriebe und Computerspielfirmen. Ihr Anwalt argumentiert, dass Michael Carneal mit dem Videospiel "Doom" schießen gelernt habe, die Filme "Natural Born Killers" und "The Basketball Diaries" hätten ihn zu seiner Tat inspiriert. Macher und Verleiher müssten daher zur Verantwortung gezogen werden. Das Gericht wies die Klage ab.
Das Foto zeigt Michael Carneal 2007 im Alter von 25 Jahren.

"Bank Job" (2008)
Eine Bande aus der Londoner Unterwelt gräbt einen Tunnel zu den Schließfächern der Lloyds Bank in der Baker Street und macht dort Beute im Wert von mehreren Millionen Pfund. Vorlage für den Film war ein Raub, der im Jahr 1971 in eben jener Londoner Baker Street stattgefunden hatte. Die Geschichte allerdings, dass die Diebe im Auftrag des Geheimdienstes MI5 handelten und neben Geld und Juwelen auch politisch brisante Sexfotos erbeuteten, blieb unbewiesen (Szenenfoto mit Alki David als Tresorknacker).
Unfreiwillig wurde die Berliner Polizei...

...nur wenige Wochen, nachdem der Film im Juni 2008 in den Kinos angelaufen war, an diesen Fall erinnert. Als die Beamten an einem Montagmorgen zur Commerzbank-Filiale am Kurfürstendamm in Berlin (Foto) gerufen wurden, waren mehr als hundert Schließfächer im unterirdischen Tresorraum ausgeräumt. Ähnlich wie einst die englischen Ganoven hatten die Räuber ein Loch in die Kellerwand gestemmt.
Das Gebäude wurde gerade saniert, so dass die Gauner durch einen Seitengang leichten Zugang zum Keller hatten. Vor Ort fanden sie schließlich auch einen Teil des Werkzeugs, das sie für ihren Bruch verwendeten.
An einer Kellerwand entdeckten die Polizisten schließlich eine Nachricht, die die Einbrecher dort hinterlassen hatten: "Thanks - Bank Job 2008".

"Taxi Driver" (1976)
Vietnam-Kriegsveteran Travis Bickle (Robert De Niro, Foto) arbeitet als Taxifahrer in New York. Weil er unter Schlaflosigkeit leidet, übernimmt er bereitwillig die Nachtschichten seiner Kollegen. Die übrige Zeit verbringt er in Porno-Kinos oder zieht durch die Stadt. Er lernt die Wahlkampfhelferin Betsy (Cybill Shepherd) kennen und möchte sie beeindrucken: Er will die Welt besser machen und steigert sich in den Wahn, die Straßen New Yorks vom menschlichen Abschaum zu säubern. So versucht er etwa, die minderjährige Prostituierte Iris (Jodie Foster) zu retten, die sich von ihm allerdings gar nicht helfen lassen will. Travis ist besessen von Betsy. Schließlich besorgt er sich mehrere Waffen, um auf andere Weise für Recht und Ordnung zu sorgen.
Mehr als ein Dutzend Mal...

...hat der Student John Hinckley in den siebziger Jahren den Film "Taxi Driver" gesehen und dabei selbst eine Obsession entwickelt - für die Schauspielerin Jodie Foster, die in dem Film die kindliche Prostituierte mimt. Er schickt ihr Liebesbriefe und Gedichte. Weil es ihm nicht gelingt, mit ihr direkt in Kontakt zu treten, will er anderweitig ihre Aufmerksamkeit gewinnen - mit dem Mord an einem Politiker.
Im August 1979 kauft sich Hinckley seine erste Waffe. Er hat es auf US-Präsident Jimmy Carter abgesehen. 1980 reist er ihm zu Wahlkampfterminen hinterher, bis man ihn schließlich wegen illegalen Waffenbesitzes verhaftet.
1981 hat er sich ein neues Opfer ausgeguckt - und berichtet davon sogar in einem Brief an Foster. Mit einer Pistole Kaliber 22 feuert er am 30. März vor dem Hilton-Hotel in Washington auf Präsident Ronald Reagan. Dieser, sein Pressesprecher sowie zwei Leibwächter werden schwer verletzt. Hinckley kommt danach in die Sicherungsverwahrung. Doch auch in seinem Zimmer in der Nervenheilanstalt sammelt er heimlich weiter Fotos von Jodie Foster.